„Scheiße sagt man nicht“

Ausstellung zur Kulturgeschichte der Toilette in Detmold

von Andreas Rehnolt

© André POLOczek
„Scheiße sagt man nicht“
Ausstellung in Detmold
 
Freilichtmuseum zeigt eine Sonderschau zur Kulturgeschichte der Toilette
 
„Der Umgang mit der Toilette und die Entwicklung des stillen Örtchens
sagt viel über das Leben früherer Generationen sowie
der heutigen Gesellschaft aus.“
Barbara Rüschoff-Thale
 
„Scheiße sagt man nicht“ ist der Titel der neuen Sonderausstellung im Freilichtmuseum Detmold, die seit Karfreitag zu sehen ist. Die bis zum 30. Oktober angesetzte Schau informiert in aller Ausführlichkeit über die Kulturgeschichte der Toilette. Besucher erfahren unter anderem, seit wann es Toilettenpapier gibt, wie das Herz in die Tür des hölzernen Plumpsklos kommt und was es mit dem vermeintlich „stillen“ Örtchen sonst so auf sich hat. Kleine und große Ausstellungsbesucher können zudem eine ganze Reihe entdecken.
 
Nachttöpfe etwa oder erste Wasserklosetts, moderne Designerkeramik, historische Abort-Anlagen und Toiletten aus aller Welt. Und auch über den geschichtlichen Umgang mit Hygiene wird in der Ausstellung informiert. Die Informationen wurden mit Stiften auf die Wände geschrieben - und kommen auf diese Weise genauso wie in Kneipen, Kinos, Museen, Theatern oder auch Schulen und Hochschulen - als Klosprüche daher.
Hinweise auf Alter und Herkunft der Toiletten, Hintergründe zur Hygiene, Gesundheit und Sexualität werden ebenso geliefert wie kuriose Details. Wer hätte schon gewußt, daß heute jeder Deutsche rund einen Kilometer Toilettenpapier im Jahr verbraucht. „Der Umgang mit der Toilette und die Entwicklung des stillen Örtchens sagt viel über das Leben früherer Generationen sowie der heutigen Gesellschaft aus“, erklärte Barbara Rüschoff-Thale, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der das Museum in Detmold betreibt.
So sei die Notdurft früher noch draußen verrichtet worden, etwa auf dem „Donnerbalken“ oder im hölzernen Aborthäuschen. Später sei mit dem Bau von Abort-Erkern an Burgen, Schlössern und Wohnhäusern die Toilette enger an den Wohnbereich herangerückt. An verschiedenen Installationen im Gelände des Museums erfahren die Besucher auch mancherlei „über Unausgesprochenes“ vom Klo. Erstmals gibt s dazu einen Blog aus dem Museum.
Ausgangspunkte sind historische Abortanlagen, Zimmerklosetts und Objekte aus der museumseigenen Sammlung. Unter anderem wurde für die Schau an einem Kornspeicher ein Abort-Erker nach historischem Vorbild rekonstruiert. Bei einem Abort-Erker oder „Hängeabort“ handelte es sich nach Angaben des Verbandes um eine frühere Form der Toilette. Solche Abort-Erker hatte es an Burgen und Schlössern des Mittelalters, aber auch an vornehmen Stadthäusern und sogar an großen Bauernhöfen gegeben.


Pinkelpause Foto © Frank Becker
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Freilichtmuseum - Krummes Haus (Naviadresse: Neustadt 26) - 32760 Detmold - Tel: 05231 - 706104