Windstille

von Franz von Dingelstedt

Foto: Archiv Musenblätter

Windstille


In ihrem weichen Arm zu liegen,
Hat mir mein süßes Kind erlaubt,
Auf ihrem Busen darf ich wiegen
Das traum- und liebesmüde Haupt;
Da ruh' ich, ohne mich zu regen,
Von ihren Blicken überreicht,
Und lausche ihren Herzensschlägen
Und schaukle mich so lind, so leicht!

So schwimmt ein Kahn auf Wasserwogen,
Ein herrenloser, hin und her,
Hoch über ihm des Himmels Bogen,
Tief unter ihm das tiefe Meer;
Er weiß von keinem Stehenbleiben,
Von keinem Halt und Ziele mehr,
Er möchte nichts als weiter treiben,
So weit, so weit, als wie das Meer.


Franz von Dingelstedt