Japanische Farbholzschnitte im Picasso-Museum Münster

Die Blütezeit von Ukiyo und Shunga

Red./Are


Japanische Farbholzschnitte
im Picasso-Museum Münster
 
 „Bilder der fließenden Welt“ ist der Titel einer Ausstellung, die bis zum 23. Oktober im Picasso-Museum Münster Exponate des Japanischen Farbholzschnitts präsentiert. Seit seinem Bekanntwerden in Europa in den 1860er-Jahren übt die handwerkliche Qualität und künstlerische Ausdruckskraft des Japanischen Holzschnitts auf westliche Betrachter eine ungebrochene Faszination aus. Die exotisch-fernöstlichen Werke wurden eine Quelle der Inspiration für den Impressionismus, den Jugendstil und für viele Künstler des Expressionismus, die sich von deren Raumaufteilung, Linienführung und Farbgebung maßgeblich beeinflussen ließen.
Obwohl Pablo Picasso (1881-1973) mehrfach erklärte, die asiatische Kunst gefalle ihm nicht, besaß er eine Sammlung von 61 japanischen Holzschnitten, darunter vor allem „Shunga“, also explizite Darstellungen sexueller Handlungen. Und insbesondere die erotischen Radierungen zu Raphael und La Fornanina aus Picassos 1968 entstandener „Suite 347“, lassen sowohl in der Wahl des Motivs als auch in der Komposition eine

Katsukawa Shunei, Sumo-Ringer, um 1790
Annäherung an die japanischen Meister erkennen.

Der Japanische Holzschnitt erlebte seine Blütezeit zeitgleich mit dem aufstrebenden Bürgertum in der Edo-Periode (1603-1867). Trotz der Isolation nach außen wuchs die japanische Wirtschaft in der Edo-Zeit, wodurch die Stadtbevölkerung zum ersten Mal die Mittel und die Freizeit hatte, einer neuen Massenkultur zu frönen. Ihre Suche nach Vergnügungen wurde als „Ukiyo“ (fließende Welt) bekannt. Der ukiyo-e-Holzschnitt (wobei e Bild bedeutet) brachte dieses Lebensgefühl und die Weltsicht der breiten Bevölkerungsmehrheit in den großen Städten Japans zum Ausdruck. Zu den Themen des Holzschnitts zählten Szenen aus dem klassischen japanischen Kabuki-Theater, Porträts von Schauspielern, Geishas und Kurtisanen.
Daneben fanden sich Darstellungen berühmter Plätze, historischer Szenen, von Sumo-Ringern, Landschafts- und Naturbilder und eben Shunga. Die Hauptstadt Edo (heute Tokio), aber auch Kyoto und Osaka, waren Zentren der Produktion. Ursprünglich auf Schwarz-Weiß-Darstellungen begrenzt, gelang es den Druckwerkstätten ab 1765 durch die Verwendung von teilweise mehr als 30 Platten für einen einzigen Druck farbenprächtige Darstellungen zu schaffen.
Nach verschiedenen Ausstellungen in deutschen Museen zum Japonismus, dem Einfluß der japanischen Kunst auf die Künstler der westlichen Welt, will die Ausstellung im Kunstmuseum Pablo Picasso Münster ausgehend in die Bilder- und Formensprache des ukiyo-e-Holzschnitts selbst einführen.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Kunstmuseum Pablo Picasso Münster - Picassoplatz 1 - 48143 Münster - Tel.: 0251-41447-10



 Keisai Eisen, Shunga, um 1825
 
Redaktion: Frank Becker