Vom Verhüllen und Enthüllen in der Malerei
seit der Renaissance
Museum Kunstpalast in Düsseldorf präsentiert eine
faszinierende Ausstellung zum Thema „Hinter dem Vorhang“ „Wir setzen auf die Neugier des Publikums. Wir alle wollen hinter die Vorhänge unserer Nachbarn schauen und hoffen deshalb auf ein großes Publikumsinteresse“. Der im kommenden Jahr aus seinem Amt als Direktor des Museums Kunstpalast in Düsseldorf scheidende Beat Wismer gab sich zum Start der faszinierenden Ausstellung „Hinter dem Vorhang - Verhüllung und Enthüllung seit der Renaissance. Von Tizian bis Christo“ zuversichtlich, ein breites Publikum zu erreichen.
Die sehenswerte Schau mit über 200 Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Fotografien aus sechs Jahrhunderten erzählt vom Wechselspiel zwischen Verbergen und Zeigen, Verhüllen und Enthüllen mit Vorhang und Schleier. „Ein halb zugezogener Vorhang oder etwas Verhülltes, weckt ein Begehren, auf das geheimnisvoll Verborgene sehen zu können“, erklärte Claudia Blümle, die gemeinsam mit Wismer die bis zum 22. Januar nächsten Jahres terminierte Schau kuratiert hat. Vielfach spielt nach ihren Worten „die bildende Kunst mit diesem Reiz“.
Wismer ist stolz darauf, Tizians „Bildnis des Filippo Archinto“ aus dem Jahre 1558 vom Museum of Art im amerikanischen Philadelphia für die Schau bekommen zu haben. Der päpstliche Nuntius hatte sich in der unruhigen Zeit der Reformation während des legendären Konzils von Trient
Um die gebrochene Macht des Mailänder Erzbischofs sichtbar zu machen, hat Tizian ihn zur Hälfte mit einem durchscheinenden Schleiervorhang bedeckt, um seinen „prekären Zustand“ zu offenbaren, so Wismer. Der Museumschef gestand, er habe „nicht weggewollt aus dem Museum, ohne daß auch mal ein Tizian uns besucht hat“.
Die Ausstellung präsentiert hochkarätige Werke auch von Hans Holbein d. Ä., Lucas Cranach d. Ä., Tilman Riemenschneider, Rembrandt, El Greco, Arnold Böcklin, Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck und Tintoretto. Aber auch von der Moderne bis hin zur Kunst der Gegenwart, etwa von Max Beckmann, René Magritte, Francis Bacon, Neo Rauch oder Gerhard Richter sind Bilder zu sehen. Vom Briten William Turner stammt das mit 14,2 x 19 Zentimeter kleinste Bild der Schau. Die Installation „Vorhang (rosa)“ von Maria Eichhorn dagegen ist mit 400 x 900 Zentimeter eines der größten Werke.
Viele der Gemälde mit Bildvorhängen verweisen auf dahinter verborgene Bilder. Andere zeigen Gemälde mit Vorhängen, die von Figuren beiseite geschoben werden, um Blicke in Innenräume freizugeben oder um pikant-galante Szenerien zu enthüllen. In den Bildern heutiger Kunst wird das titelgebende Motiv des Vorhangs oder des Verhüllens laut Wismer „zum alleinigen bildbestimmenden“ Sujet. Dafür steht unter anderem auch der vom Verpackungskünstler Christo 1963 in Düsseldorf umhüllte Volkswagen, der in der Schau zu sehen ist.
Laut Wismer versteckt sich hinter den Vorhängen der Gemälde „nicht nur die schöne Susanne, sondern auch das Geheimnis der Kunst und der Malerei“. Kuratorin Blümle ergänzte am Donnerstag, der Betrachter der Exponate werde „das, was verhüllt ist, durch sein Betrachten enthüllen.“ Insofern sei der Vorhang „der Einstieg in die Werke“.
Am Anfang des Ausstellungs-Themas steht nach den Worten von Wismer ein Wettstreit zweier antiker griechischer Maler, die sich in der Virtuosität der künstlerischen Augentäuschung überbieten wollten. Konnte Zeuxis allerdings nur die Tauben täuschen, die an seinen gemalten Trauben picken wollten, gelang Parrhasios die Irreführung des Konkurrenten. So wollte Zeuxis den von Parrhasios gemalten Vorhang beiseite schieben, um das vermeintlich dahinterstehende Bild betrachten zu können.
Die Epochen und Gattungen übergreifende Ausstellung schlägt nicht nur in der Auswahl der Kunstwerke einen Bogen bis in die Gegenwart. Der Schleier, das Verbergen und Zeigen spielen bis in die aktuelle Gegenwart hinein in religiösen und gesellschaftlichen Zusammenhängen ebenso wie in der Mode eine bedeutende Rolle. Die Themenschau wird auch mit ihrem Begleitprogramm dazu einladen, die Kunst und die gegenwärtige Relevanz interkultureller Dialoge zu reflektieren.
„Hinter dem Vorhang“
Bis Sonntag, 22.1.2017
Museum Kunstpalast - Ehrenhof 4-5 - 40479 Düsseldorf - Tel: 0211 - 56642100
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.
Audioguide (Deutsch, Englisch, ca. 60 Min.) Gebühr: 3 €
Weitere Informationen: www.smkp.de
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