Temperament und Präzision

Sinnlicher Klang und gleichbleibend hohes Energielevel - die Bergischen Symphoniker unter Fabrizio Ventura

von Daniel Diekhans

Michail Lifits - Foto © Felix Broede

Gast-Dirigent mit Temperament und Präzision
 
Sinnlicher Klang und gleichbleibend hohes Energielevel
beim 2. Philharmonischen Kozert der Bergischen Symphoniker
 
Programm des 2. Philharmonischen Konzerts:
- Bedřich Smetana (1824-1884) „Die Moldau“ - Symphonische Dichtung aus „Mein Vaterland“
- Franz Liszt (1811-1886) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur
- Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische"
 
Michail Lifits (Klavier) - Bergische Symphoniker, Leitung Fabrizio Ventura
 
Für Fabrizio Ventura war es ein gelungener Einstand. Beim 2. Philharmonischen Konzert der Bergischen Symphoniker stellte sich der Italiener dem Remscheider Publikum vor – als erster von drei Kandidaten um die Nachfolge von Generalmusikdirektor Peter Kuhn. Am Ende des Abends bejubelten 500 Zuhörer das hochromantisches Programm des Gastdirigenten. Zusammen mit den Symphonikern nahm sich der 58jährige, der zuletzt zehn Jahre als GMD in Münster gewirkt hat, Smetanas Evergreen „Die Moldau“ vor. Dazu noch Mendelssohns unverwüstliche „Schottische Sinfonie“ und das selten gespielte 2. Klavierkonzert von Liszt, bei dem Pianist Michail Lifits den Solopart übernahm.
 
Daß Ventura eigene Akzente setzen will, zeigte schon die ungewohnte Sitzordnung. Die ließ die Blechbläser Plätze tauschen mit den Perkussionisten und rückte die Hörner nach links. Der Grund dafür erschloß sich nicht ganz, denn am gewohnt guten Orchestersound änderte das nichts. Entscheidend neu war Venturas temperamentvolles Dirigat. Sein Podest machte er zur freien Spielfläche. Wenn er den Dirigentenstab schwang, zog sein ganzer Körper mit. Damit das Orchester sein Bestes gab, ging er so nah wie möglich an die Musiker heran. Er kniete sich geradezu in die Musik hinein, um sie zu formen. Das sorgte für sinnlichen Klang und gleichbleibend hohes Energielevel.
Beides war für die „Moldau“ ein Gewinn. Erfrischend klang das vielgehörte Hauptthema und liebevoll gestaltete Ventura auch die leisen Passagen. So den Auftakt der beiden Flöten, untermalt vom „tropfenden“ Geigen-Pizzicato, und später die pulsierende „Mondschein“-Musik. Präzise und transparent gelangen auch die Orchestereinsätze beim Klavierkonzert, die dem Klischee vom bombastischen Liszt deutlich widersprachen. Der in Usbekistan geborene Solist Lifits setzte dem Ganzen die Krone auf. Äußerst dicht und klar in den Details war sein Spiel und die technischen Raffinessen – Läufe in Oktaven, Arpeggien und Skalen – schienen ihm aus den Fingern zu fließen.
 
Ganz in seinem Element war Dirigent Ventura auch bei Mendelssohn. Mit großer Leidenschaft interpretierte er den langsamen Kopfsatz. Im zweiten Satz zeigten die Musiker – namentlich Marlies Klumpenaar an der Klarinette – ihre Spielfreude. Hymnischen Charakter gewann das folgende „Adagio“ durch den stark besetzten Bläser-Choral und die weit schwingenden Klangbögen der Streicher. Im Finale stach Christian Leschowskis bewegliche Oboe hervor, bevor das Orchester das Schlußthema anstimmte. Majestätische Klänge, was gut zur (nachträglichen) Widmungsträgerin der „Schottischen“ – Queen Victoria – paßte. Begleitet von frenetischem Applaus, schwenkte Ventura seinen Blumenstrauß in Richtung Orchester und übergab ihn schließlich an Geigerin Angela Christen, die ihn mit dankbarem Lächeln entgegennahm.
 
Nächstes Konzert der Bergischen Symphoniker
Beim 3. Philharmonischen Konzert dirigiert Generalmusikdirektor Peter Kuhn Musik von Bach, Berg und Dohnányi. Bergs Violinkonzert wird von Solist Daniel Auner interpretiert. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr, der Einführungsvortrag bereits um 18.45 Uhr. Tickets gibt es ab 24 Euro, Jugendtickets für 6 Euro. Kartenbestellung unter 02191-16 26 50.
 
Weitere Informationen unter:  www.bergischesymphoniker.de  und www.teo-otto-theater.de