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            Vergänglichkeit 
             
            Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen: 
            Wie kann das sein, daß diese nahen Tage 
            Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen? 
             
            Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt, 
            Und viel zu grauenvoll, als daß man klage: 
            Daß alles gleitet und vorüberrinnt. 
             
            Und daß mein eignes Ich, durch nichts gehemmt, 
            Herüberglitt aus einem kleinen Kind 
            Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd. 
             
            Dann: daß ich auch vor hundert Jahren war 
            Und meine Ahnen, die im Totenhemd, 
            Mit mir verwandt sind wie mein eignes Haar, 
             
            So eins mit mir als wie mein eignes Haar. 
              
            Hugo von Hofmannsthal 
             
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