„Dragonfly Eyes“ von Künstlers Xu Bing

Die Video-Installation erlebt heute im Lehmbruck-Museum ihre Weltpremiere

von Andreas Rehnolt

  Xu Bing, Dragonfly eyes Videostills 2017 - © Xu Bing

Chinesischer Spielfilm ausschließlich
aus Aufnahmen von Überwachungskameras
 
Der Film „Dragonfly Eyes“ des Künstlers Xu Bing
hat heute im Duisburger Lehmbruck-Museum deutsche Erstaufführung
 
Duisburg - „Dragonfly Eyes“ („Libellen-Augen“) ist der Titel einer Installation des chinesischen Künstlers Xu Bing, die seit heute im Duisburger Wilhelm-Lehmbruck Museum zu sehen ist. Dabei handelt es sich auch um einen 81 Minuten langen Spielfilm des 1955 geborenen Künstlers, der ausschließlich aus Sequenzen öffentlicher und privater Überwachungskameras zusammenmontiert wurde, erklärte Museumsdirektorin Söke Dinklage zum Start des Projekts. 
Im Museum gibt es insgesamt 16 Laptops, an denen Besucher Einblick nehmen können in unzählige Videosequenzen, die von Überwachungskameras in ganz China stammen. Ebenfalls zur Ausstellung gehört ein großer Bildschirm, auf dem die Ausstellungsbesucher den von Xu Bing fertiggestellten Film ansehen können, der heute beim Start der bis zum 2. September angesetzten Ausstellung seine deutsche Erstaufführung erlebt.
 
„Der Film ist der erste, der gänzlich ohne Kameramann/Kamerafrau und ohne Schauspieler daherkommt und kein gedrehtes Material enthält“, betonte der Künstler im Gespräch mit dem epd. Sicherheitsexperten schätzen, daß in der Volksrepublik China mehr als 100 Millionen Überwachungskameras installiert sind, die (fast) jede Szene des öffentlichen Lebens aufnehmen. Nach Angaben von Xu Bing schätzen Fachleute, daß die Zahl von Überwachungskameras im öffentlichen Raum bis zum Jahr 2020 auf rund 600 Millionen Stück steigen wird.
In „Dragonfly Eyes“ sehen die Zuschauer spektakuläre Szenen wie Autounfälle, Straßenkämpfe, Unwetter, aber auch ganz alltägliche Ereignisse wie etwa Einkäufe, Autofahrten, Katastrophen oder Naturschönheiten aus der Perspektive einer Protagonistin, die ihr Äußeres immer wieder operativ verändern läßt. Laut Xu Bing hat man eine Art „Liebesfilm a la Hollywood“ geschaffen. Mit enormem Erfindungsreichtum hat der Künstler mit dem Film eine neue Bildsprache des digitalen Zeitalters entwickelt, in der reale Begebenheiten aus dem Alltagsleben Chinas sich zu einer übergeordneten Erzählung formieren.
 
In der großen Glashalle des Lehmbruck Museums inszeniert der chinesische Künstler einen Livestream-Überwachungsraum. 16 Laptops haben hier simultan die Live-Szenen aufgenommen, aus denen sein Film entstanden ist.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 12 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Kontakt: Lehmbruck-Museum - Friedrich-Wilhelm-Str. 40 - 47051 Duisburg - Tel: 0203 - 283-3294
 
Redaktion: Frank Becker