Paula Modersohn-Becker - Zwischen Worpswede und Paris

Eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal

Red./Bec

Paula Modersohn-Becker, Selbstbildnis mit weißer Perlenkette
1906 - Foto © Frank Becker

Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris
 
Eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal
9. September 2018 – 6. Januar 2019
 

„Ich möchte das Rauschende, Volle, Erregende der Farbe geben, das Mächtige.“
Brieffragment, an Bernhard Hoetger, Sommer 1907
 
Die Beharrlichkeit, mit der die junge Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) Anfang des 20. Jahrhunderts in einer fast ausnahmslos männlich dominierten Kunstwelt ihre Ziele verfolgte, fasziniert auch heute noch. Selbstbewußt und selbstgewiß, unabhängig vom Urteil ihrer Lehrer, Malerkollegen und Kritiker gelang es ihr, etwas wirklich Neues in der Malerei zu schaffen. Ihr in nur wenigen Jahren entstandenes Oeuvre weist sie als Vorläuferin des Expressionismus aus. Nach ersten Studienjahren in Berlin suchte die junge Malerin bereits 1898 Anschluß an die gerade berühmt gewordene Künstlerkolonie Worpswede in der Nähe von Bremen. Fritz Mackensen wurde ihr Lehrer, der um einiges ältere Otto Modersohn ihr Mann. Beide waren angesehene Künstler, doch auch Paula Becker gelang es bald schon, mit ihrer ganz individuellen Malerei Beachtung zu finden. Akzeptiert, sogar bewundert wurde sie dennoch nur von Künstlern, die sie genau kannten und beobachteten: Neben Otto Modersohn waren das zuerst Heinrich Vogeler und Rainer Maria Rilke. Worpswede, wo man noch den Naturalismus in einer idyllischen Landschafts- und Genremalerei pflegte, wurde ihr bald zu eng. So suchte sie nach Inspiration in der berühmtesten Kunstmetropole der Zeit. In der Neujahrsnacht 1900 machte sie sich zum ersten Mal auf nach Paris.
 
Ein halbes Jahr verbrachte sie dort, studierte an der Académie Colarossi und nutzt ihre freie Zeit, Ausstellungen mit alter und junger Kunst zu besuchen. Bis zu ihrem frühen Tod im Alter von nur 31 Jahren folgten drei weitere mehrmonatige Aufenthalte in der Stadt an der Seine. Sie zeichnete im Louvre, traf Rodin und setzte sich mit Cézanne, Gauguin und van Gogh auseinander. Sie ließ sich von den neuesten französischen Strömungen anregen und entwickelte dabei ihren ureigenen Stil. In ihrer Malerei konzentrierte sie sich auf Klarheit und Einfachheit des Ausdrucks. Ihren Lieblingsmotiven, Kinder, Alte und einfache Leute, verlieh sie dadurch faszinierende Monumentalität.
 
Paula Modersohn-Becker verband das genaue Studium von Landschaft und Menschen mit der freien Erfindung von Formen und Farben, sodaß ihre Modelle bei aller Kargheit eine sonderbar leuchtende Ausstrahlung erhielten. Mit Bedacht komponierte sie in der Fläche, sodaß sich das Gesehene aus dem naturalistischen Zusammenhang löst. Erste Anerkennung erhielt Paula Modersohn-Becker erst einige Jahrzehnte nach ihrem Tod. Einer, der das Werk Paula Modersohn-Beckers früh bereits schätzen lernte, war August von der Heydt. Bereits 1909, zwei Jahre nach ihrem Tod, erwarb der Bankier und Kunstmäzen sein erstes Gemälde von ihr: das „Stillleben mit Rhododendron“. Heute besitzt das Von der Heydt-Museum 22 ihrer Gemälde, zumeist aus der späten und reifen Zeit der Malerin. Sie bilden den Grundstock der jetzigen Ausstellung.
 
Mit der Ausstellung macht das Von der Heydt-Museum deutlich, in welchem Zwiespalt die junge Malerin steckte und trotzdem ihren ganz eigenen Weg fand. Ihre eindrucksvollen Porträts, Selbstporträts, Stillleben und Landschaften werden einerseits zusammen mit ausgewählten Gemälden ihrer Malerfreunde – Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende und Heinrich Vogeler – aus Worpswede gezeigt. Andererseits setzt die Schau ihr Werk in den Kontext der Pariser Avantgarde, vertreten durch Arbeiten von Rodin, Maillol, Cézanne und Gauguin. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Rijksmuseum Twenthe in Enschede/Niederlande entstanden. Förderer dieser von Dr. Beate Eickhoff konzipierten und kuratierten Werkschau sind der Kunst- und Museumsverein Wuppertal, die Stadtsparkasse Wuppertal, das Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler und die Barmenia Versicherungen.
 
Einzelheiten zu der sehenswerten Ausstellung erfahren Sie hier im Lauf der kommenden Wochen. Es ist ist ein Katalog erschienen.
Zur Eröffnung morgen, 9.9.2018, 11.30 Uhr, sprechen Dr. Beate Eickhoff und Musumsdirektor Dr. Gerhard Finckh.

Von der Heydt-Museum - Turmhof 8 - 42103 Wuppertal
Weitere Informationen: www.von-der-heydt-museum.de

Redaktion: Frank Becker