Paula Modersohn-Becker - Zwischen Worpswede und Paris

Ein Gang durch die Ausstellung (1)

Red./Bec.

Selbstbildnis 1906
Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris
 
Von der Heydt-Museum Wuppertal
9. September 2018 – 6. Januar 2019
Ein Gang durch die Ausstellung (1)
 

Lehrjahre in Berlin
 
Ersten Zeichenunterricht erhält die 16-jährige Paula Becker bereits während ihres siebenmonatigen Aufenthalts bei Verwandten in England. Zurück in Bremen beginnt sie 1893 eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar, parallel nimmt sie Zeichen- und Malunterricht beim Bremer Maler Bernhard Wiegandt. Nach dem erfolgreichen Abschluß ermöglichen ihr die Eltern 1896 zunächst einen sechswöchigen Kurs und ab Herbst eine eineinhalbjährige Ausbildung an der „Zeichen- und Malschule des Vereins der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“. Ludwig Dettman unterrichtet in der Landschaftsklasse. Besonders beeindruckt ist Paula Becker von der Porträtmalerin Jeanne Bauck.
Die Freizeit nutzt sie zum Besuch der Galerien und Museen. Sie sieht erstmals die französischen Impressionisten, 1897 stellt die Galerie Keller&Reiner Edvard Munch aus. Werken von Monet, Pissarro und Sisley begegnet Paula Becker bei einem Besuch der „Großen Internationalen Kunstausstellung“ in Dresden. In der Galerie Schulte sieht sie Walter Leistikow und ist begeistert von seinen „schönen ernsten Stimmungen“, wie sie in einem Brief an den Vater schreibt. In Leipzig besucht sie 1898 das Atelier von Max Klinger. In den Jahren 1901-02 beschäftigt sie sich intensiv mit der Malerei von Arnold Böcklin.
 

Walter Leistikow, Märkische  Landschaft vor 1908 - Foto  Frank Becker 

Worpswede und Paris
 
Paula Modersohn-Becker (8. Februar 1876, Dresden - 20. November 1907, Worpswede) entwickelt ihr beeindruckendes Werk innerhalb nur eines Jahrzehnts: Nach erstem Zeichenunterricht in London und Bremen nimmt sie 1896 ihre Malstudien an der Malschule des „Vereins der Berliner Künstlerinnen“ auf, im Sommer 1897 folgt ihr erster kurzer Aufenthalt in Worpswede. Im Herbst 1898 mietet sie ein Atelier dort, um im Kreis der dortigen Künstlergruppe ihre Ausbildung fortzusetzen. Erstmalig fährt sie in der Silvester-Nacht 1899/1900 nach Paris. In den folgenden Jahren wird sich Paula Modersohn-Becker vier Mal für längere Zeit in Paris aufhalten: Januar bis Juni 1900, Februar bis März 1903, Februar bis April 1905, Februar 1906 bis März 1907. Sie studiert an der privaten Akademie Colarossi, der Akademie Julian und besucht Anatomie- und Aktkurse an der Ecole des Beaux-Arts. Vor allem besucht sie Museen, Ausstellungen und zahlreiche Künstlerateliers. Insgesamt sind es fast zwei Jahre, die sie in der Kunst-Metropole Paris verbringt. Sie kehrt immer wieder in das beschauliche Künstlerdorf Worpswede zurück.
Ihr letzter Paris-Aufenthalt ist der längste. Sie möchte sich von ihrem Mann Otto Modersohn und auch von der Enge des Künstlerdorfs Worpswede trennen, will als Künstlerin und als Frau frei sein. Den Winter 1906/07 verbringen Otto und Paula gemeinsam in Paris, und es gelingt Otto, sie zur Rückkehr nach Worpswede zu bewegen. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde stirbt sie im November 1907 an einer Embolie. Sie wurde nur 31 Jahre alt.


Hans am Ende, Torfkähne auf der Hamme, um 1900 - Foto © Frank Becker

Brief von Paula Becker an ihre Tante Cora von Bültzingslöwen am 7. September 1898, ihr erster Abend in Worpswede:
 
„Ich genieße mein Leben mit jedem Atemzug und in der Ferne glüht, leuchtet Paris. Ich glaube wirklich, daß mein stillster, sehnlichster Wunsch sich verwirklichen wird.“
 
 
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Redaktion: Frank Becker