Paula Modersohn-Becker - Zwischen Worpswede und Paris

Ein Gang durch die Ausstellung (2)

Red./Bec.

Selbstbildnis 1906
Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris
 
Von der Heydt-Museum Wuppertal
9. September 2018 – 6. Januar 2019
Ein Gang durch die Ausstellung (2)
 

Paula Becker in Worpswede
 
1895 lernt Paula Becker in der Kunsthalle Bremen die Arbeiten der Worpsweder Landschaftsmaler kennen. 1897 verbringt sie bereits einen Sommer in der Künstlerkolonie im Teufelsmoor. Begeistert schreibt sie an ihre Eltern: „Worpswede, Worpswede, Worpswede! Birken, Birken, Kiefern und alte Weiden. Schönes, braunes Moor, köstliches Braun. Die Hamme mit ihren dunklen Segeln, es ist ein Wunderland, ein Götterland.“ Sie beschließt, sich im Anschluss an ihr Studium in Berlin dauerhaft als Künstlerin in Worpswede niederzulassen.
Ihre Idee von Malerei entscheidet sich grundlegend von der der Worpsweder Landschaftsmaler. Im Gegensatz zu ihnen stellt Modersohn-Becker sich nicht mit ihrer Staffelei in die Natur, um das Gesehene unmittelbar auf die Leinwand zu übertragen. Es wird berichtet, dass sie sich, bevor sie mit dem Malen begann, ins Gras legte und die Augen schloss, um den Aufbau des geplanten Bildes zunächst gedanklich zu entwerfen. Zwar spielt für Modersohn-Becker das Gefühl eine wichtige Rolle, aber sie ordnet es der Form- und Farbfindung unter. Alles Erzählerische wird ausgeblendet.
Tagebucheintrag von Paula Modersohn-Becker, 1. Oktober 1902
 
„Ich glaube, man müßte beim Bildermalen gar nicht so an die Natur denken, wenigstens nicht bei der Konzeption des Bildes. Die Farbenskizzen ganz so machen, wie man einst etwas in der Natur empfunden hat. Aber meine persönliche Empfindung ist die Hauptsache. Wenn ich die erst festgelegt habe, klar in Form und Farbe, dann muß ich von der Natur das hineinbringen, wodurch mein Bild natürlich wirkt, daß ein Laie gar nicht anders glaubt, als ich habe mein Bild von der Natur gemalt.“
 

Carl Vinnen Mondnacht 1900 - Foto  Frank Becker 

Künstlerkolonie Worpswede
 
Der Maler Fritz Mackensen (1866-1953) gilt als der Entdecker Worpswedes. Als Student an der Düsseldorfer Kunstakademie besucht er den Ort erstmals im Sommer 1884 und ist so begeistert von den malerischen Landschaftsansichten, daß er von da an regelmäßig seine Semesterferien dort verbringt. Erst fünf Jahre später, 1889, begleitet sein Studienfreund Otto Modersohn (1865-1943) ihn. Auf einem Spaziergang, den sie gemeinsam mit dem aus Trier stammenden Maler Hans am Ende (1864-1918) unternehmen, kommt die Idee auf, in Worpswede fernab aller Kunstzentren eine Künstlerkolonie zu gründen. Ihr Vorbild ist die Schule von Barbizon mit den französischen Freiluft-Malern Millet, Corot, Daubigny, Troyon und anderen. Modersohn notiert in sein Tagebuch die Idee, die sie leitet: „Wir werden Feuer und Flamme, fort mit den Akademien, nieder mit den Professoren und Lehrern, die Natur ist unsere Lehrerin und danach müssen wir handeln.“
1893 folgen ihnen Fritz Overbeck (1869-1909) und 1894 Heinrich Vogeler (1872-1942), zwei Bremer Maler, die ihr Studium ebenfalls an der Düsseldorfer Akademie absolviert hatten und wie Mackensen und Modersohn der Düsseldorfer Künstlerverbindung „Tartarus“ angehörten – sozusagen die Wiege der Worpsweder Künstlerkolonie. 1894 wird der „Künstler-Verein Worpswede“ gegründet; erst 1897 gibt er sich eine Satzung und nennt sich fortan „Künstler-Vereinigung Worpswede“. Geschäftsführer ist der nicht in Worpswede ansässige Maler Carl Vinnen (1863-1922).


Worpswede, Künstlerkolonie - Foto © Jürgen Kasten

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Redaktion: Frank Becker