Die Spice Girls der Kammermusik

Das „con anima“ Streichquartett

von Frank Becker

Die Spice Girls der Kammermusik
 
Das „con anima“ Streichquartett
 
Die Auszeichnungen der vier jungen Damen aus Wuppertal aufzuzählen, die seit 1998 das con anima Streichquartett bilden, würde bereits den Raum verschlingen, der zur Verfügung steht, um ein bißchen über sie zu erzählen. Nur soviel: Alle haben sie schon seit Jahren solistisch bei „Jugend musiziert“ Preise abgeräumt und gemeinsam seit 1999, als sie den 1. Preis in der Kammermusikwertung erhielten, einen Siegeszug durch namhafte Wettbewerbe angetreten. Übermütig sind sie dadurch nicht geworden.

Barbara Buntrock (Violine), Hwa-Won Pyun (Violine), Annkathrin Höhn (Viola) und Annette Rettich (Violoncello) sind genau das, was man sich unter einem fröhlichen Haufen netter junger Mädchen vorstellt, die zusammenhalten und gemeinsam durch Dick und Dünn gehen.  Das tun sie bei ihren Konzerten, zuletzt u.a. bei der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt/M. und in der Dresdner Frauenkirche und am 3.11. beim „Marler Debüt“, und das tun sie als unternehmungslustiges Kleeblatt, wenn sie in eine Disco oder ins Kino gehen, sich Cocktails mixen oder nur mal ein Bier trinken. „Wir verstehen uns, sind richtig gute Freundinnen und wollen das auch immer bleiben“, sagen sie einhellig und sehen dabei wie eine verschworene Bande aus, die „Spice Girls der Kammermusik“.
Als Hwa-Won vor drei Jahren durch „Jugend musiziert“ zu dem Trio Barbara, Annette und Annkathrin (Atti) stieß, war gleich klar: Die gehörte zu ihnen. Die drei kannten sich schon zehn Jahre durch die Orchesterarbeit an der Bergischen Musikschule in Wuppertal. Alle nicken beifällig, als Atti bemerkt: „Wir wollten ja nicht irgendwen!“ Und wie aus einem Munde kommt überzeugend von allen Seiten: „Es ist eine richtig tiefe Viererbeziehung geworden!“

Gelegentliche Differenzen über einen Bogenstrich beeinträchtigen die Freundschaft nicht, und hört man das Ergebnis auf  CD und die Harmonie beim kurzen Spiel für den Fotografen, kann man den Strich nur loben. Haydn, Mozart und Beethoven stehen im Repertoire obenan, jede für sich hat natürlich eigene Favoriten. Das gilt auch für die Freizeit, in der die Charts gehört werden und Sport getrieben wird. Ihre Freunde, erzählen sie lachend, seien bis auf einen ganz unmusikalisch, aber das stört nicht.
Durch eine erste schwere Prüfung muß unser Quartett mit dem kommenden Semester. Heute noch gemeinsam in Wuppertal, wird Barbara für ein freiwilliges ökologisches Jahr nach Freiburg/Elbe gehen, bevor sie studiert. Auf Atti, die während des Wartens auf den Studienplatz in einem Getränkemarkt und als Kellnerin in der „Färberei“ gejobbt hat, wartet die Düsseldorfer Musikhochschule. Annette setzt ihr Musikstudium in Dortmund fort und Hwa-Won hat einen Platz an der Musikhochschule Köln. Aber da dicke Freundschaft sie zusammengeschweißt hat und ihr Konzertplan inklusive eines Konzerts am 12.1.2002 in der Stadthalle Wuppertal schon bis zum Juni 2002 feststeht, besteht keine Gefahr, daß sie sich verlieren könnten.
 
Frank Becker, 27.8.01