„Macht doch, was ihr wollt...!“

Die Start-Ausstellung der regioArte Bergisch Land

von Frank Becker

Foto © Martin Smida

 „Macht doch, was ihr wollt...!“
 
„Tu, was du willst“ – Eröffnungsveranstaltung mit der ersten Vernissage der Ausstellungs-Tournee in der Stadtsparkasse Wuppertal
 
Als Zerberus mit Stacheln und furchterregenden Zähnen knurrt Martin Smidas „Bestie“ den Besucher in der Stadtsparkasse Wuppertal an. Rotköpfig und gefährlich aussehend wie der Tasmanische Teufel  empfängt er den Besucher der herrlich bunten, frechen und überbordend  phantasiereichen Ausstellung. Aber er ist nur Schimäre. Vorne fürchterlich und hinten schmächtig verzitternd. Ein Spiegelbild aller Großmäuler und Machtmenschen? Könnte schon sein.
 
Smida ist gleich noch einmal vertreten: Eine der Hauptattraktionen der Wuppertaler Start-Ausstellung der regioArte Bergisch Land ist das viel kommentierte Projekt/Tableau „365 Fische“. Besucher stehen davor und angeln sich (natürlich nicht wirklich!) aus Smidas köstlicher Kollektion ihre Lieblingsfische heraus. Susanne Joel hat sich „für den mit den langen Haaren“ entschieden – da liegt einer mit seidenweicher Frisur und großen blauen Augen in dem bunten Schwarm, aus dem sich Jill Pudill einen blassen ausgesucht, der zu seiner Sprachlosigkeit auch noch einen Maulkorb verpaßt bekam. Es fällt schwer, einen Favoriten zu wählen, zu faszinierend sind sie, ob Lego-Fisch, Fisch-Stäbchen-Fisch, Knete-Fisch, Cola-Dosen-Hering, Klorollen-Halter oder Engels-Fisch mit Heiligenschein.
 

Jörg Lange - Foto © Frank Becker

Über Petra Frixes neun bunte, bewegte Quadrate, die ihrem bisherigen Œuvre eine frische, neue Facette hinzufügen und über den ironischen Seitenhieb Zbigniew Pluszynskis, der in seinen neun fotografischen  Portraits ganz unauffällig den Kollegen Jörg Lange vorstellt, während dieser selbst als Berichterstatter mit der Kamera unterwegs ist, kommt man zu drei Großformaten von Michael Kemmrich. Knallbunt behaupten sie: „Ich glaube“, „Ich lüge“ und „Ich tue, was du willst“. Auch hier fehlt es nicht an Kommentaren -  Rainer Körmeling: „Zum Anfassen“, Andreas Alischewski beim Betrachten von „Ich tue, was du willst“: „Es gibt viel Müll auf der Welt“. Dem schließt sich der Künstler selbst an. Kemmrich: „Die Aufforderung  `Tu, was du willst´ empfand ich als ein echtes Hindernis für freies Arbeiten, weil ich nicht mehr wirklich tun konnte, was ich wollte. Also hab´ ich es mit Farbresten und alten Sachen aus dem Atelier hingeschissen – und war sicher, daß es genommen wird.“ Das Ergebnis bestätigt ihn, und die Frage, ob ein Künstler die Aufforderung, ja die Erlaubnis zum Öffnen seines Kopfes benötigt, stellt sich drängend.  
 
Die Ausstellung in der Stadtsparkasse, Islandufer 15, zu der es einen hübschen, aber völlig unübersichtlichen Katalog gibt, ist bis zum 21.9. 2001 zu sehen.
 
Frank Becker, 4.9.01