Freigehalten

von Fritz Eckenga

Foto © Frank Becker

Freigehalten
 
Hast du noch das Fotoalbum
aus der Zeit, als wir im Zelt? -
Nur geregnet hat's auf Amrum,
doch im Schlafsack schien die Welt.

Hast du noch die Steingut-Tassen?
Beide Namen eingebrannt?
Deine noch - ist nicht zu fassen!
Meine flog ja vor die Wand.

Gott, die dunkelbraunen Wände.
Hatte jeder. War doch so.
Hast du noch die Krimi-Bände?
Sjöwall/Wahlöö, rororo?


Nee, die stehn ja hier im Billy.
Du nahmst ja Diogenes
mit zu diesem blöden Willi.
Arschloch das - verlogenes!

Und? Wie lange ging die Kiste?
War ja wohl nicht ganz so toll.
Und? War er's, der sich verpißte?
Halbes Jahr? Schon Schnauze voll?

Tschuldigung, ja ja, ist lange ...
längst vergessen, dieser Mann.
Ja, versprochen! Nein, ich fange
ganz bestimmt nicht wieder an.

Keine Lust, mit dir zu streiten.
Bißchen plaudern? Gläschen Wein?
Auf die wunderbaren Zeiten?
Hier bei mir? Ich wohn allein.


Hab die Wohnung ja behalten
und - ich schäm mich nicht dafür -
dir den Parkplatz freigehalten.
Was? Du hast noch den R4?


Fritz Eckenga
 
 
Aus: Mit mir im Reimen, 2015 Verlag Antje Kunstmann, mit freundlicher Erlaubnis des Autors