Das Landespolizeiorchester spielte ...

... aber der Star war Moderator Chris Howland

von Frank Becker

Chris Howland im Interview - Foto © Frank Becker


Das Landespolizeiorchester spielte

... aber der Star war Moderator Chris Howland
 
Wuppertal – Viele der knapp 300 Zuhörer waren wohl gekommen, um den Conférencier des bunten Abends mit dem Landespolizeiorchester unter Christian Weiper zu erleben – besser: ihn als guten alten Bekannten von Funk und Fernsehschirm wiederzusehen. Bis heute von ungebrochener Beliebtheit und mit dem anhaltend nonchalanten Charme des sympathischen Studio B-Moderators führte Altmeister Chris Howland alias «Heinrich Pumpernickel» durch das abwechslungsreiche Programm.
 
Die Nachkriegsgeneration mag ihn noch von seinen ersten Rundfunkdurchsagen bei British Forces Network Germany (BFN) kennen, mit denen er Ende der 40er Jahre den Swing über die übrig gebliebenen Volksempfänger in die deutschen Wohnstuben transportierte. Als noch junger Soldat sagte er von Hamburg aus Sendungen an, die den ausgehungerten Deutschen den Swing und debn Jazz ins Haus brachte. Andere erinnern sich an «Musik aus Studio B», erst im NWDR Köln, wo er sich nach seiner Erkennungsmelodie „Melody Fair“ von Robert Farnon mit seinem unverwechselbaren Akzent ins Herz der Hörer „quatschte“, dann im WDR-Fernsehen, wo Chris den Plattenteller rotieren ließ und prominente Schlagersänger vor der Kamera empfing. Später war er der Pionier der ersten deutschen Ausgabe von «Candid Camera», der «Versteckten Kamera», die zu seiner Zeit noch wirklich witzig war. Es war am Freitagabend ein fröhliches Wiedersehen mit dem Star ohne Allüren, dem netten Kerl von nebenan, der locker über Musik und Musiker, Kompositionen und Komponisten plauderte – im Dinner Jackett ein Zugpferd noch heute, durch seine Natürlichkeit weit überlegen denen, die hemdsärmelig und in Turnschuhen die neue TV-Generation darstellen. Eigentlich moderiert er solche Abende nicht – für die gute Sache «WiN» machte Chris Howland durch Vermittlung des in Wuppertal bekannten und geschätzten WDR-Moderators Dirk Schortemeyer eine Ausnahme.
 
Die Donna Diana Ouvertüre – Fernsehzuschauern der 70er Jahre als Thema der von Erich Helmensdorfer auf die Bildschirme gebrachten Quiz-Sendung «Erkennen sie die Melodie», die später Ernst Stankovski übernahm, noch gut erinnerlich, eröffnete den Melodienreigen von Boeck bis Bernstein, von Bat bis Beethoven. Sinfonisches und Seichtes, Marsch und Melodie standen brüderlich beieinander und bewiesen, daß Musik nicht kategorisiert werden muß. Die sinfonischen Tänze aus «West Side Story», Leroy Andersons «Belle of the Ball», mit dem in den 60er und 70er Jahren BFN allmorgendlich sein Programm eröffnete, und der swingende starke Blech-Titel «South Rampart Street Parade» zeigten die Fähigkeiten der Band, die zwar noch zackige Märsche spielen kann, das musikalische Spektrum aber längst auf Musical und Klassik erweitert hat. Tempora mutantur - die Zeitläufe machen auch nicht vor uniformierten Marsch-Musikern Halt und Peter Dombrowsky, Chef des LPO, weiß das. Der entspannte Abend überzeugte die Gäste, unter ihnen Klaus Köhler, Polizeipräsident a.D., Rundschau-Chefredakteur Hendrik Walder als Vertreter des Vereins «WiN», Flügelhornist Martin Zobel und Silke Kesting, die als Polizeibeamtin an der täglichen «Front» die populär werbewirksame Leistung ihrer musikalische Kollegen durchaus zu würdigen weiß. Star der Herzen war aber ohne Frage der wie eh und je sympathisch radebrechende Chris Howland, dem man es glatt übel nehmen würde, wenn er plötzlich akzentfreies Deutsch spräche.
 
Wie positiv der Einsatz der Polizei für die gute Sache von Politik und Medien aufgenommen wird, zeigen die Grußworte von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl und der den Verein «WiN» repräsentierenden Journalisten Ulla Dahmen und Hendrik Walder im Programmheft. Eine dezent in der Pause an den Saaltüren durchgeführte Sammlung brachte immerhin 445 Euro für die Arbeit des Vereins zusammen, die zum Ende des Konzerts von Peter Dombrowsky an Walder übergeben wurden.