Das Meerweib
Aus duftgen Schleiern lauschend netzt die See
Den weißen Fuß der schlanken Wasserfee, Die unterm Mondschein träumrisch liegt am Strand Und schläfrig mit den Fingern spielt im Sand. Sie stutzt – sie hat ein Goldstück aufgewühlt Und blinzelt drauf, wie es die Brandung spült, Vom Anhauch zarter Neugier kaum gestreift: Des Cäsars Ruhm und Haupt, lorbeerumreift! Sie reibt die Stirn und sinnt – vor grauer Zeit Ritt er vorbei aus blutgem Völkerstreit, Fortunens Buhle und Bellonas Sohn, Vom Tubenruf umschrien und Hörnerton, Und mit ihm maß der harte Veteran Im Eisenschritt des Sundes öde Bahn. Gebundne Männer folgten, Tross und Raub. Dann stieg und überspann den Zug der Staub. Ihr ists ein Gestern. Lässig aufgerafft, Schnellt sie das Gold mit unverblühter Kraft Flach über den beglänzten Flutensaum: Es blitzt und springt und streift die Wogen kaum – Es stürzt – es steigt – es schimmert blaß und fern Und schießt zur Tiefe wie ein irrer Stern. Adolf Frey
|