Das Meer im Winter

von Stine Andresen

Foto © Larissa Wolny

Das Meer im Winter
 
O Meer, so oft von Dichtermund besungen!
Stets schön, in ewig wechselnder Gestalt,
Zur Sonne blickst du heut' so starr und kalt,
Die dir manch freundlich Lächeln abgerungen.

Das Rauschen deiner Wogen ist verklungen,
Wenn's gleich noch grollend in der Tiefe wallt.
Der Winter rief dir zu ein mächtig: Halt!
Mit eisgen Banden hält er dich umschlungen.

Still liegst du da, im bläulich weißen Kleide.
Doch funkelt es gar wunderbar darin
Und blitzt wie diamantenes Geschmeide,

Als wenn zum Fest geschmückt dich Nixen hätten,
So bleibst du immer eine Königin
Voll Majestät, wenn auch in Sklavenketten.
 
Stine Andresen