Der ewige Freund

von Hermann Claudius

Foto © Frank Becker

Der ewige Freund
 
Und hingestreckt lag ich im Dünernsande.
Am blauen Himmel weiß stand eine Möwe.
Die Brandung tollte hinter meinem Rücken.
Und auf und nieder flutete die Möwe
am blauen Himmel, auf und wieder nieder
in edler Anmut zwischen Sturm und Sonne.
 
Ich sah gelöst in dieses lichte Schweben.
Und langsam quoll ein Vers von meinen Lippen
und zärtlich fast und wie aus weiter Ferne,
jahrtausend-alt und dennoch heut-geboren:
 
der Sang von schneebreiften Silberreiher
des Li-tai.pe, er floß von meinen Lippemn.
Zum Fusiama steilte sich die Düne.
Und feierlich kamst du herabgeschritten,
im Ehrenkleid des Kaisers, der die liebte,
und lächeltest und reichtest mir die Hände.
 
Und weiß am blauen Himmel stand die Möwe.
 
 
Hermann Claudius