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             Die Rheinische Strecke 
            Bienen summen 
            am verlassenen Gleis. 
            Brombeer bewuchert stählerne Bänder. 
            Am Bahnhof verbretterte Fenster. 
            Teeröl dünstet aus den Schwellen. 
            Loser Rost verrät der Schrauben Alter. 
            Es ist heiß. 
            Storchschnabel kleides die brockigen Ränder. 
            Am doldenschweren Schmetterlingsstrauch 
            blühn hunderttausend Falter. 
              
            Lob der Bundesbahn 
            Das kann doch jedem von uns widerfahren: 
            Man müsste eilends eine Strophe schnitzen, 
            weil grad im Kopf ein paar Gedanken blitzen, 
            die einem etwas Neues offenbaren. 
            Nun möchte dringend Wort mit Wort sich paaren, 
            doch muß man leider jetzt im Auto sitzen, 
            mit hundertzwanzig die A2 lang flitzen, 
            und dort, ganz klar! führt es zu absehbaren 
            Schäden, wenn Papier und Stift man greift, 
            die Eingebung mal schnell zu Zeilen schleift. 
            Viel mehr nützt einem die Gedichtidee, 
            wenn in Gelassenheit das Textlein reift, 
            mit Walkman, Zigarette und Café 
            bequem am Klapptisch hier im ICE. 
             
             
            © Bettina Rosky - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2007 
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