Anthony Caro – Sculptures

im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal

von Johannes Vesper

Anthony Caro, Ap a note - Foto © Johannes Vesper
Anthony Caro – Sculptures
 
im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal
vom 02.03.-14.07 2024
 
Er ist zweifellos einer der wichtigsten britischen Bildhauer in der Mitte des 20. Jahrhunderts (1924-2013). Tony Cragg zeigte sich zur Ausstellungseröffnung in Anwesenheit des Sohnes Paul und Enkels Ben Caro sehr zufrieden, daß diese Ausstellung pünktlich zum 100. Geburtstag des Ausnahmebildhauers realisiert werden konnte. Sechzehn Skulpturen, bis auf eine alle Leihgaben des Anthony Caro Center (London) sind ausgestellt (mittlere und obere Ausstellungshalle und in der Villa Waldfrieden & Wintergarten). Im Wald des Parks auf dem halben Weg nach oben findet sich „Double Tent“. Die riesige Skulptur aus Edelstahl (1987-1993) zeigt typische Elemente seiner bildhauerischen Sprache: zusammengeschweißte Bleche, Stahlträger, ein Element, welches formal einem aufgerichteten flachen Bottich entsprechen könnte. Anthony Caros Werke sind alles andere als figurativ, sie bilden nichts nach oder ab. Dieser Bildhauer - er ist von Hause aus Ingenieur - steht zwischen dem Menschen und dem, was dieser technisch-industriell erschafft. In der Kunstkritik hört man gelegentlich, sein Werk sei abstrakt expressionistisch, vom Aspekt her scheint „konstruktivistisch“ die adäquatere Beschreibung. Mit der Entwicklung seiner neuen Formen war er nach 1955 einzig in der Welt und hat zahlreiche Bildhauer beeinflußt, z.B auch Richard Deacon, der mit „Aramis“ in der Dauerausstellung des Skulpturenparks vertreten ist. Nach der Arbeit mit Henry Moore und einem USA -Stipendium der Ford Foundation hat Caro seine Formen, radikal weiterentwickelt, hat seine Skulpturen bemalt, aus verschiedenen Materialien zusammengebaut: Glas, Holz, rostiger Stahl, Edelstahl, Schrott (Fundstücke vom Schrottplatz). Schrott ist hier kunsttheoretisch von großem Interesse. Elegant, leicht und ausgewogen spiegelt die farbige Röhrenkonstruktion „Month of May“ aus Stahl und Aluminium (1963) wie auch „Whisperin“ die Heiterkeit des damaligen Informel in der Malerei. Die aus Messing gebaute Skulptur „The Caliph’s Garden“ erinnert an das verfremdete Innenleben einer größeren Klimaanlage und „Up a note“ aus gerostetem Stahl und Jarrah Holz stellt sich dar als hybride Konstruktion aus kleiner Tenderlokomotive und Löwe mit Schlappohren. Immerhin stammt ein Ausstellungsstück aus dem Von der Heydt-Museum Wuppertal („Table Piece CCC“, Stahl 1979). Die Skulptur, „Contra Bassoon“ aus Concerto Series überrascht. Wie beim echten Kontrafagott ist die verrostete Röhre mehrfach geknickt und offensichtlich nur zum Anschauen gedacht.
Die Titel lassen also teilweise den Humor erkennen, den der ungeheuer aktive Künstler ausgestrahlt hat, wie Paul seinerseits kurz, vergnügt wie aufgeräumt ausführte.
 

Anthony Caro - Month of May - Foto © Thomas Mau

Seine erste Einzelausstellung 1963 in der White Chapel Art Gallery (London) erregte in Folge der neuen Formen und Farbigkeit große Aufmerksamkeit auch deswegen, weil Caro die Skulpturen vom Sockel geholt, gleich auf den Boden gestellt hat und damit das Verhältnis zwischen Betrachter und Werk verändert hat, die sich jetzt auf Augenhöhe begegnen. Anthony Caro wird und wurde weltweit zur Kenntnis genommen. Ausstellungen in der Hayward Gallery, London (1969), im Museum of Modern Art, New York (1975), auf dem Trajansforum in Rom (1992), im Museum of Contemporary Art Tokio (1995) und in der Tate Gallery in London (2005) zu seinem 80. Geburtstag zeugen davon. Auf der Dachterrasse des Metropolitan Museums New York wurden 2011 Werke von ihm gezeigt und 2013 fand in Venedig parallel zur 55. Biennale eine Ausstellung im Museum Correr statt, während der er verstarb. 2915 war eine Retrospektive im The Hepworth Wakefield und dem Yorkshire Sculpture Park zu sehen. Als erster Bildhauer nach Henry Moore wurde er im Jahre 2000 in den Order of Merit (Verdienstorden) aufgenommen.
Das architektonische Interesse von Anthony Caro zeigt sich u.a. in „After Olympia“, einer gesteigerten Übersetzung der Attika des antiken Zeustempels von Olympia ins Heute. Die 23 m lange Skulptur (1986/87), zusammengebaut aus rostigem, anschließend versiegeltem Stahl, wurde 2006/2007 zunächst im Park des Rodin-Museums in Paris ausgestellt und steht seitdem auf dem Parvis de la Defense in Paris. Seine Skulptur „ The last Judgement „ wurde 2019 in den Staatlichen Mueseen Berlin gezeigt. In London wurde nach seinem Entwurf zusammen mit Forster und Partner die sensationelle Millennium Bridge (Fußgängerbrücke) gebaut, die die Stadtteile rechts und links der Themse miteinander verbindet.
 

Anthony Caro - Double Tent - Foto © Thomas Mau

Bis zum 14.07 2924 ist das Werk des in der Welt überaus geschätzten Anthony Caros jetzt im Skulpturenpark Waldfrieden zu sehen. Nix wie hin!
 
Anthony Karo – Skulptures
Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal, 2. März bis 14. Juli 2024.