Ihr hellen mörderin / ihr augen schliest euch zu

von Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Foto © Frank Becker

Ihr hellen mörderin / ihr augen schliest euch zu /
Jedoch die schönen brüste /
Als zunder meiner lüste /
Geniessen keine ruh /
Ihr auffgeblehter schnee rafft alle krafft zusammen /
Und bläst in meine flammen.

Es muß dein athem ja wohl glut und hitze seyn /
Denn was daraus erqvillet
Ist auch mit brand erfüllet:
Der edlen flammen schein
Bezeuget als rubin sich auff der berge spitzen /
Mich armen zu erhitzen.

Du schläffst in sichrer ruh / ich aber wach allhier/
Verirret in den schrancken
Voll schlüpffriger gedancken /
Ich schaue dich in mir/
Und ich bemühe mich / den unmuth zu versüssen /
Im geiste dich zu küssen.

Ich fühle / wie mich hier des ambers Lieblichkeit /
Den deine zunge giebet /
Wenn sie am schärffsten liebet /
Mit anmuth überstreut /
Und wünsche / daß dein geist auch in dem schlaffe spüre /
Was ich im sinne führe.

Es muß ein süsser traum von liebes-schelmerey
Dir durch die adern dringen /
Und dich zu etwas zwingen /
So dir gantz fremde sey /
So dich zu früher zeit / so bald du wirst erwachen /
Auch schamroth könne machen.

Der liebes-engel selbst / so neidisch ist wie du /
Der will sich itzt bemühen
Den fürhang fürzuziehen /
Von wegen deiner ruh;
Doch must du mit der zeit mir ungescheut entdecken /
Wie dir die träume schmecken.


Christian Hofmann von Hofmannswaldau