Sinfonieorchester Wuppertal unter Toshiyuki Kamioka
Carl Orff - Carmina Burana Cantiones profanae Mißlungene Reproduktion eines brillanten Konzerts
Von Frank Becker Die Aufführung von Carl Orffs großem Werk „Carmina Burana“ am 26. und 27. Juni 2005 im Großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal mit dem Sinfonieorchester Wuppertal, den Solisten Elena Fink (Sopran), Thomas Piffka (Tenor) und Kay Stiefermann (Bariton) sowie der Wuppertaler Kurrende und dem Chor der Konzertgesellschaft unter der Leitung des charismatischen Wuppertaler GMD Toshiyuki Kamioka war ein starkes Erlebnis. Wer dort war, hat die Erinnerung an ein hervorragendes Konzert mit nach Hause genommen, denn Toshiyuki Kamioka führte den gewaltigen Klangkörper zu einer Leistung, welche die Besucher des in dieser Intensität selten zu hörenden Chor- und Orchesterwerkes stark beeindruckt entließ. Mitgeschnitten wurde das Ereignis von dem durch seine Sorgfalt bekannten Klassik-Label Dabringhaus und Grimm (Tonmeister: Werner Dabringhaus) im hauseigenen 2+2+2-Verfahren, das bei vorhandener technischer Ausrüstung dreidimensionale Höreindrücke ermöglichen soll, aber auch in üblicher Stereo- oder Surround-Qualität gehört werden kann. Das Album zum Konzert ist in diesen Tagen als Super Audio CD vorgestellt worden.
Doch das Aufnahmeergebnis, respektive sein Produkt erfüllt in keiner Hinsicht die Erwartungen, die man aufgrund der gelungenen Aufführung und des aufwendigen technischen Verfahrens hätte erwarten dürfen. Saft- und kraftlos verpufft die Stimmgewalt der von Marieddy Rosetto und Heinz Rudolf Meyer einstudierten Chöre, geradezu jämmerlich versacken die Stimmen der Solisten, und das Orchester, bei den Aufnahmen glänzend in Form, klingt auf weiten Strecken im klanglichen Auf und Ab wie aus dem Mustopf bzw. einer Bahnhofswartehalle. Die versprochenen und bei der Vorführung des neuen Tonaufnahmesystems eindrucksvoll demonstrierten neuen Möglichkeiten eines Raumklanges funktionieren hier schlicht und einfach nicht.
Noch beim Beginn des einleitenden „O Fortuna“ ist die Spannung groß, man glaubt sich im Besitz einer machtvollen Tonaufzeichnung. Doch dann versanden rasch ganze Passagen, dröhnende Spitzen lösen lärmend zu seicht ausgesteuerte Abschnitte ab, im Grunde eindrucksvolle Chöre verwispern sich, die Solisten, zumal der glänzende Sopran Elena Finks und der solide Bariton Kay Stiefermanns werden häufig gnadenlos im Klangetümmel aufgesogen oder ihres nachschwingenden Tons beraubt, und das hervorragende Orchester verplätschert sich zu oft entweder in fast tonlosem Nichts oder dröhnt ungezügelt voran bzw. scheppert im scheints heillosen Durcheinander wie eine Armee auf der Flucht. Und das Merkwürdigste: beim Ausklang im „Ave formosissima“ und Teilen der Reprise des „O Fortuna“ ist der Klang wieder da. Zu spät und keinesfalls ausreichend.
Das ist, wie oben bereits deutlich gemacht, nicht das Verschulden der beteiligten Künstler und Ensembles. Das Konzert war großartig. Der Flop ist der Aufnahmetechnik bzw. der Reproduktion geschuldet. Ein Jammer, doch diese enttäuschende Aufnahme ist keinesfalls zu empfehlen.
7.1.2006
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