Eine betört mich

von Gottfried Keller

Gottfried Keller - Karl Stauffer-Bern pinx. 
Eine betört mich

Eine betört mich mit ihrem Gang,
Eine mit ihrer Stimme,
Die mit süßem Flötengesang,
Die mit leuchtendem Grimme.
Und was soll ich lieber schaun
Von den Wehenden Locken,
Hier das feuchte Dunkelbraun,
Dort das Feingold trocken?

Komm, du traute Schwalbe vom Haus,
Du bist, wie du sein mußt,
Wie der Juniranke am Haus
Wohlgeratenes Weinblust.
Ja dein Kehlchen ist heimlich Weiß,
Wohlgeborgen im Kleide
Ist dein Stimmchen weich und leis,
Dünkt mich immer von Seide.

Gottfried Keller