Fiese Gewächse in Hilden

Ausstellung über Pflanzen mit krimineller Energie

von Andreas Rehnolt/Red.

Rittersporn © Heidi und Hans-Jürgen Koch

Fiese Gewächse in Hilden
 
Ausstellung über Pflanzen mit krimineller Energie
 
Fiese Gewächse und solche mit krimineller Energie“ nennt sich eine Ausstellung, die seit Sonntag im Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden bei Düsseldorf zu sehen ist. Das Fotografenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch ist der Frage nachgegangen, ob es wirklich etwas Unschuldigeres als Pflanzen gibt. Seit über 35 Jahren richten die studierte Sozialarbeiterin und der Verhaltensforscher einen ganz besonderen Blick auf Flora und ganz besonders die Fauna, hieß es zum Auftakt der bis zum 12. Januar nächsten Jahres gezeigten Schau. Durch letzteres sind sie mit ihren essayistischen Fotoreportagen weltweit bekannt und vielfach prämiert worden. Neben dem Dr. Erich Salomon- Preis, der wohl wichtigsten Ehrung für publizistische Fotografie in Deutschland, wurden sie unter anderem mit dem World Press Photo Award, dem Lead Award, dem Deutschen Preis für Wissenschaftsfotografie ausgezeichnet und waren im Jahr 1995 BBC Wildlife Photographer, ein Titel der in der Branche als „Oscar“ gilt. Ganz bewußt bezeichnen sie sich nicht als Tier-, sondern als Lebensformfotografen, und in diesem Selbstverständnis hatten sie vom Hamster bis zum Grizzlybär so ziemlich alles, was kreucht und fleucht vor ihren Kameras.
 
Mit ihrer Fotoserie „Fiese Gewächse“ wenden sie sich etwas noch Allgegenwärtigerem als der Tierwelt zu. Schließlich umgeben uns Pflanzen überall, ob am Straßenrand, beim Waldspaziergang, im Park, Garten und Wohnzimmer. Und nicht zuletzt sind sie ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung. Da sie im Gegensatz zu Tieren ihren Standort nicht wechseln können, müssen Pflanzen sich an Ort und Stelle verteidigen. 
Dabei ist nicht selten Gift ihre Waffe. Und die ist effizient, ja bisweilen tödlich: die Opfer leiden unter Schweißausbrüchen, Wahnvorstellungen, Lähmung, Pulsrasen, Kammerflimmern oder Krämpfen. Im schlimmsten Fall drohen Atemstillstand, Koma und Herzversagen. Für Kinder können bereits fünf bis zehn Samen des Goldregen tödlich sein, und bei der Tollkirsche reichen schon drei bis vier Beeren. Natürlich werden Pflanzen aber völlig schuldlos zum „Täter“.
 
Sie seien „auch immer das, was der Mensch aus ihnen macht“, so das Fotografen-Duo. „Durch Versuch, Irrtum und Gottvertrauen haben unsere Vorfahren viel aus den Pflanzen gelernt. Manche wurden Nahrungsmittel, andere Drogen. Sie waren stets auch ein probates Mittel, um Probleme aus dem Weg zu schaffen, beziehungsweise um die Ecke. Ja, manche heilen auch. Also gelten mildernde Umstände. Mehr aber nicht, hieß es zum Auftakt.
Frei nach der Erkenntnis des Arztes Paracelsus, „die Dosis macht das Gift“, zeigen Heidi und Hans-Jürgen Koch in ihren Aufnahmen die betörende, farbenfrohe Pflanzenwelt, die in ihrer Wirkung zwischen tödlicher Gefahr und lebenserhaltender Maßnahme changieren. Genau um dieses Wechselspiel der Wirkung und Zusammensetzung von Arzneimitteln machten sich, gestützt auf die Beobachtungen antiker Ärzte, Wilhelm Fabry und seine Frau Marie Colinet Gedanken. Viele dieser Erkenntnisse wurden in dem 1652 von Johann Beyer veröffentlichten Buch „Wund-Artzney“ publiziert.
 

Zimmer-Alpenveilchen © Heidi und Hans-Jürgen Koch

Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs und freitags von 15-17 Uhr, donnerstags von 15-20 Uhr, samstags von 14-17 Uhr und sonntags von 11-17 Uhr geöffnet.
Wilhelm-Fabry-Museum - Benrather Str. 32a - 40721 Hilden - Tel.: 02103-5903
 
Weitere Informationen: www.wilhelm-fabry-museum.de