„Emil und die Detektive“ als Kinder- und Familienstück im Düsseldorfer Schauspielhaus

Bis zum April nächsten Jahres auf dem Spielplan

von Andreas Rehnolt

v.l.: Fnot Taddese, Emilia Rosa de Fries, Eva Maria Schindele - Foto © Thomas Rabsch

„Emil und die Detektive“ turbulent und fesselnd in Düsseldorf
 
Das diesjährige Kinder- und Familienstück im Düsseldorfer Schauspielhaus steht
bis zum April nächsten Jahres im Großen Haus auf dem Spielplan
 
Regie: Robert Gerloff - Bühne: Maximilian Lindner – Kostüm: Johanna Hlawica – Choreografie: Zoë Knights – Musik: Cornelius BorgolteMusiker: Gitarre: Mirko van Stiphaut – Klavier: Cornelius Borgolte – Baß: Volker Kamp – Schlagzeug: Ulf Stricker 
 
Besetzung:  Emil Tischbein: Moritz Klaus - Herr Grundeis: Rainer Philippi - Pony Hütchen, Emils Cousine: Fnot Taddese - Gustav mit der Hupe / Herr Jakob, Passagier im Zug: Jonathan Gyles - Die Professorin / Frau Wirth, Kundin von Emils Mutter / Fahrgast in der Straßenbahn Agnes Kammerer - Mitteneins / Frau Tischbein, Emils Mutter / Fahrgast in der Straßenbahn / Kommissarin: Eva Maria Schindele - Mittenzwei / Herr Jacob, Passagier im Zug / Fahrgast in der Straßenbahn: Cem Bingöl - Kleiner Dienstag / Martha, Emils Tante / Bankdirektorin Emilia: Rosa de Fries - Krummbiegel / Schaffner / Bahnhofsvorsteher / Kit-Kat-Girl: Yaroslav Ros - Petzold / Fahrgast in der Straßenbahn / Touristin: Maleika Dörschmann 
 
Dauer  1 Stunde 15 Minuten — keine Pause 
 
Kinder ab sechs Jahre können in Begleitung ihrer Geschwister, Eltern und Großeltern in den nächsten Monaten ein tolles Familienstück des Schauspielhauses Düsseldorf erleben und genießen. Die Premiere am 17. November im Großen Haus geriet fesselnd, turbulent und in weiten Teilen spritzig witzig. So die kleinen und großen Premierenzuschauer, die nach gut 80 spannenden Minuten begeistert und teilweise stehend ehrlichen und lautstarken Applaus spendeten. Der galt sowohl den großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern, als auch dem gesamten Team um Regisseur Robert Gerloff.
Das Theater war bereits vor der Premiere vom Erfolg des Kinder- und Familienstücks fest überzeugt. Steht der gleichnamige Kinderbuchklassiker von Erich Kästner doch immerhin bin in den April nächsten Jahres hinein auf dem Spielplan des Großen Hauses am Gustaf-Gründgens-Platz. Die Nachfrage nach Karten sei enorm, hieß es aus dem Schauspielhaus. Kästner hatte die Geschichte 1929 geschrieben, als sein allererstes Kinderbuch, dem noch viele weitere folgen sollten. Es geht um Emil, dem ein - für damalige Verhältnisse - größerer Geldbetrag auf seiner Zugfahrt nach Berlin von einem mitreisenden Gauner gestohlen wird. Durch die tatkräftige Mithilfe einer Kindergruppe gelingt es Emil den Täter zu verfolgen und zu stellen und ihm die geklaute Summe wieder abzunehmen. 
 

v.l.: Moritz Klaus, Agnes Kammerer - Foto © Thomas Rabsch

Kästners Buch ist seit fast 100 Jahren ein „literarischer Hit“ und in Buchhandlungen nach wie vor stark nachgefragt. Die große Drehbühne in Düsseldorf ist mal das Friseurgeschäft von Emils Mutter, mal das himmelblaue Zugabteil, dann wieder eine Straßenecke nebst gelber Straßenbahn, eine Gaststätte oder ein Hotel, in dem die engagierte Bande mit dem Erkennungszeichen „Parole Emil“ den Dieb mit dem witzigen Namen „Grundeis“ (finster-heimtückisch: Rainer Philippi) nicht aus den Augen lassen. Die siebenköpfige Bande trägt lustige Namen wie „Pony Hütchen“ (Fnot Taddese), „Kleiner Dienstag“ (Rosa de Fries), „Mittenzwei“ (Cem Bingöl)„Gustav mit der Hupe“ (Jonathan Gyles) oder „Die Professorin“ (Agnes Kammerer) und spielt allesamt großartig, mutig und witzig. „Solche Freunde wünsche ich mir auch“, meinte ein siebenjähriger Junge, nach der Premiere.
Moritz Klaus in der Rolle des Emil Tischbein ist zu Beginn der Geschichte eher eine Art Musterknabe, der viel Respekt vor der Großstadt Berlin hat. Nach und nach entwickelt er sich mit Hilfe seiner neuen Freunde aber zu einem echten Haudegen, der allerdings auf Fairness und Ehrlichkeit achtet. Grundeis als „Mann mit dem steifen Hut“ verwickelt sich gegenüber der Polizei in immer mehr Widersprüche. Emil erhält das gestohlene Geld in voller Höhe zurück und damit nicht genug: Der Dieb wird auch als derjenige identifiziert, der einen echten Goldschatz aus einem Museum gestohlen hat und wandert in Handschellen ab ins Gefängnis.
Die recht hohe Belohnung wird schließlich gerecht unter allen „Banden“-Mitgliedern aufgeteilt. Nach einem gemeinsamen von Emil und den Detektiven geschmetterten Lied kann der Junge aus der Vorstadt Berlins dann endlich in Begleitung von Pony Hütchen zu seiner Tante gehen, der er das seiner Mutter geliehene Geld zurückerstatten kann, so wie es von Anfang an gedacht war. Der Applaus der kleinen, größeren und ganz großen Theaterbesucher für diese tolle und farbenfrohe Geschichte - ganz ohne Handy oder Smartphones - war kolossal. „Emil und die Detektive“ ist jenseits des Abenteuers vor allem auch eine Geschichte über Solidarität unter Kindern.
 

v.l.: Moritz Klaus, Agnes Kammerer, Rainer Philippi, Jonathan Gyles, Emilia Rosa de Fries, Yaroslav Ros, Maleika Dörschmann - Foto © Thomas Rabsch

Die Karriere von Erich Kästner (1899-1974) begann in der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays. Kästner war ein weltweit viel übersetzter, äußerst bekannter Schriftsteller und wäre womöglich in einigen Ländern mit offenen Armen empfangen worden. Dennoch entschied er sich, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland zu bleiben. Er erwartete, das NS-Regime würde nur von kurzer Dauer sein. Er machte sich zwar keine Illusionen, daß er wegen seiner Texte, insbesondere Gedichten wie etwa „Das Führerproblem, genetisch betrachtet“ oder „Marschliedchen“ mit schweren Zeiten zu rechnen habe, jedoch glaubte er, daß es „nicht so schlimm würde“.
Seine Werke erschienen bald auf den schwarzen Listen und seine vor 1933 erschienenen Bücher wie „Fabian“ sowie seine Gedichtbände wurden verbrannt. Trotz diverser Repressionen konnte Kästner mit einem Pseudonym weiter veröffentlichen. Er schrieb beispielsweise Drehbücher für einige komödiantische Unterhaltungsfilme wie etwa „Münchhausen“ (1943). Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Kästner nach München und publizierte weiterhin seine Werke. 
 
Weitere Informationen und Termine: www.dhaus.de
 
 Redaktion und Recherche: Frank Becker