Mit Netz und doppeltem Boden

Heinrich Steinfest – „Gemälde eines Mordes“ Frau Wolf und Cheng ermitteln

von Frank Becker

Mit Netz und doppeltem Boden
 
Cheng, Wolf und ein Wombat namens Toby
 
Im siebenten Roman der Markus-Cheng-Reihe läßt Heinrich Steinfest seinen einarmigen Wiener Privatdetektiv, der ja nun auf eigene Entscheidung den Posten mit seiner Sekretärin Frau Wolf getauscht hat und ins Vorzimmer umgezogen ist, mit seiner Chefin in Australien, Hamburg und Wien ermitteln.

Der Zoologe und namhafte Wombat-Forscher Oliver Roschek ist nämlich in Australien aus einem Hotel spurlos verschwunden, als er dort weitere Studien an seinem Versuchs-Objekt, dem Wombat Toby vornehmen wollte. Seine Ehefrau Astrid Roschek, wohlhabend, sehr wohlhabend, beauftragt die Detektei Wolf mit der Suche und der Vorgabe, ihn auf jeden Fall zu finden, am besten lebendig. Das Honorar überzeugt, also fliegen Frau Wolf und Herr Cheng, die gegen das Fliegen ebenso Vorbehalte haben wie Cheng gegen vieles andere, stantepede nach Sydney und begeben sich auf die Suche. Sie ahnen nicht, wie explosiv und lebensgefährlich sich dieser Fall entwickelt, denn sie stehen einem unsichtbaren Gegner gegenüber, dem „Fälscher“, dem es auf ein paar Tote mehr nicht ankommt. Nicht nur einmal müssen sie sich gegen sein internationales Mordkartell behaupten, und daß sie überleben, ist nur Glück, Zufällen und schneller Reaktion zu verdanken.

Die Spuren führen aufgrund eines auch wieder zufällig (oder war es doch ihr Spürsinn) im Kangaroo Valley gefundenen Hinweises auf ein bevorstehendes Attentat nach Hamburg, wo es nach turbulenten Ereignissen in der Elbphilharmonie nahezu zu einem Showdown mit dem Fälscher kommt. Immer mit im Rennen sind tote Tiere und – hier ist es ein fatales Wettrennen – vor allem der Tumor in Chengs Kopf. Chengs Zeit, der an Zufälle nicht glauben kann, scheint begrenzt. Noch ist der Fälscher nicht gefaßt und sind die kryptischen Rollen der Toten nicht entschlüsselt.


Foto © Jochen Geue

Der Romancier Heinrich Steinfest läßt natürlich auch seine Kriminalromane Literatur werden, was das Lesen zu einem Sprachgenuß sondergleichen macht. Er scherzt humorvoll ironisch mit Klischees, Film-, Literatur-, Musik- und Kunstzitaten. Die blumigen Abschweifungen und *Fußnoten sind wie eine aromatische Crèmefüllung der Gesamthandlung und lassen ihn um seine herrliche Sprache beneiden. Wer wie ich zum ersten Mal mit „Gemälde eines Mordes“ einen Cheng-Krimi in die Hand bekommen hat, wird geradezu hungrig auf die vorhergegangenen sechs anderen werden. Sehr zu empfehlen.
 
Heinrich Steinfest – „Gemälde eines Mordes“ Frau Wolf und Cheng ermitteln
(Markus-Cheng-Reihe 7)
© 2024 Piper Verlag, 281 Seiten, Klappenbroschur, ISBN 978-3-492-06442-2
18,- € / 18,80 (A)
 
Weitere Informationen:  www.piper.de