Wuppertaler Kurrende 100 Jahre

Festliche Chorgala mit fünf Chören am 22.12.24

von Johannes Vesper

Foto © Johannes Vesper

Wuppertaler Kurrende 100 Jahre
 
Festliche Chorgala mit fünf Chören am 22.12.24
 
Welch ein Jubiläumsjahr: Tournee nach Lichtenstein, Österreich und Italien mit Auftritt im Petersdom, zahlreiche Konzerte(rund 50 Auftritte pro Jahr), zuletzt noch mit dem Windsbacher Knabenchor im Altenberger Dom, vollbesetzte Quempaskonzerte, neue Quempas-CD und jetzt im großen Saal der Historischen Stadthalle die Weihnachtsgala zusammen mit der Kantorei Barmen-Gemarke (Alexander Lüken), der Kantorei Dreiklang (Eva Caspari), der Elberfelder Mädchenkurrende (Angelika Küpper), den amici del canto (Dennis Hansel-Dinar) und dem Salaputia Brass Quintett, welches zum ersten Mal hier auftrat. „salaputia“ (lateinisch) sind im Deutschen Zwerge oder Kerlchen. Diese aber haben es „faustdick hinter den Ohren“. Sie spielen in führenden deutschen Orchestern (Gewandhausorchester, BR, u.a.). Der älteste Blechbläser dieser Formation wurde 1988 geboren. Das Ensemble trat in der Elbphilharmonie auf, beim Schleswig-Holstein und anderswo, ist also musikalisch ein Schwergewicht.
 
Diese Gala war schnell ausverkauft. Kurrende-Vorsitzender Olav Rosier begrüßte zu Beginn Chöre und Publikum, verwies auf das Jubiläum und die Förderung durch den Bund (dank Helge Lindh) und bedankte sich für die Spende von 12.000,- € der Bethe-Stiftung, der die Förderung benachteiligter Jugendlicher und Kinder besonders am Herzen liegt. Auf die Bedeutung der Kurrende für die Persönlichkeitsentwicklung kann hier nicht nochmal eingegangen werden.
Das Konzert begann die Kantorei Barmen Gemarke gemeinsam mit dem Publikum: Tochter Zion, Hosianna, Davids Sohn füllten weihnachtlich den großen Saal. A capella sang dieser renommierte Barmer Chor dann fast kammermusikalisch, sauber wie differenziert das Weihnachtslied „Jul jul, strahlende Jul“ des schwedischen Komponisten Gustaf Nordquist (1886-1949). „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Prätorius (1571-1621) ging bei beglückendem PP weihnachtlich sehr zu Herzen. Die Kantorei Dreiklang war zu hören mit „Das Wort ward Fleisch“, eine alte Übertragung der Geburt Jesu, und „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt(1611-1675), dem Komponisten in der dunklen Zeit des 30jährigen Krieges.
 

Foto © Johannes Vesper

Vor der Pause sang die Mädchenkantor mit bestechender Klarheit der jungen Stimmen, strahlend bis in höchste Höhen, temperamentvoll bewegt durch synkopische Versetzungen und überraschendem Wechseln der Stimmregister wie der Harmonik komplexe Chorsätze von James Macmillan (geb 1959) und Zoltan Kodaly (1882-1967). Ein musikalischer Höhepunkt vor der Pause. Eingestreut zwischen die Chören spielte Salaputia elegisch verhalten und humorvoll verpackt (Jingle Bells), gelegentlich von Pop angehaucht, selten fetzig Verschiedenes für fünf sehr souveräne Blechbläser, darunter die phantastische Weihnachtsgeschichte (a Carol Fantasy) von John Iveson. Nach der Pause lauschte das Publikum konzentriert und bewegt der 4-6stimmigen Choralmotette Max Regers „Und unserer lieben Frauentraum“, polyphonen spätromantische Harmonik, die die Seele rührt. Nahezu instrumental sauber, dynamisch subtil, mit spannungsreichen chromatischen Disharmonien beeindruckten die amici del canto auch mit „O Oriens“, dem aufgehenden Morgenstern, von Pawel Lukaszewski (geb. 1943). Beim ruhigen « Licht geboren aus Licht » (o nata lux ) des amerikanischen Chorkomponisten Morten Lauridsen (geb. 1943) wurde mit kreisenden Lichtflocken an Wand und Decke der Besinnlichkeit des Stückes noch nachgeholfen. Im Weihnachtsmedley (Ingo Luis) gab das goldene Blech noch mal alles, stimmte mit schwungvollem Potpourri das Publikum auf Weihnachtsmann und Christkind. Dann sang die Wuppertaler Kurrende vier Stücke in  ergreifender Klangkultur und Fülle, wie man es von den Quempaskonzerten gewöhnt ist. Wenn nach dem starken Unisono-Cantus « Nun sei Willkommen » (Carl Hirsch 1858-1918) das Kyrieleison leise im PP entsteht, sich langsam und mit Kraft zunehmend auftürmt, die wunderbaren Knaben- und Männerstimmen Kraft entwickeln und in die Höhe aufsteigen, dann kommen Zuversicht und Weihnachtsfreude auf trotz tödlicher Kriege und Anschläge heutiger Zeiten. 


Foto © Johannes Vesper

Sonderapplaus gab es für die Kurrende nach jedem Stück. Zuletzt versammelten sich alle Sängerinnen und Sänger zu einem Riesenchor von rund 200 Sängerinnen und Sängern auf der Bühne und sangen „Adeste fideles“ („Herbei o ihr Gläubigen“) sowie „Joy to the Word“ („Freue Dich Welt“) bevor dann die rund 1800 Anwesenden „Oh du fröhliche“ anstimmten. Mit großem Applaus, Blumen für die Dirigentinnen, Dirigenten und Instrumentalisten endete dieses weihnachtliche Chorfest und das Jubiläumsjahr der Kurrende sehr eindrucksvoll.