Das Gartenmönchlein
Da war ein Herr von Wartenberg,
der liebte seinen Gartenzwerg
mehr als den ganzen Garten.
Er setzte ihn ins Blumenbeet
mit einem Windrad, das sich dreht.
Das war in Hinterzarten.
Dann starb der Herr von Wartenberg,
und plötzlich war sein Gartenzwerg
mit Windrad auch verschwunden.
Das Grab hat lang in Schmuck geschwelgt,
dann war der letzte Kranz verwelkt.
Da hat man ihn gefunden.
Wie doch das Leben manches fügt!
Der Kleine stand trotz Grab vergnügt
in schönster Gärtnerhaltung.
Die Erben sagten: »Vaters Schatz
bleibt immer hier auf diesem Platz!«
Das wurmte die Verwaltung.
Ernst und gewichtig wie der Staat
fand man den Zwerg nicht adäquat,
gebot, ihn zu entfernen.
Die Erben, die verstanden's nicht
und zogen schließlich vor Gericht.
Das Recht steht in den Sternen.
Der Richter war ein alter Mann.
Er sah die Zwergenfotos an
und hat danach entschieden:
»Die spitze Mütze, langer Bart-
Das ist des Klosterbruders Art.
Ein Mönch stört nie den Frieden!«
So auf dem Grab von Wartenberg
steht unbeirrt der Gartenzwerg,
als Gartenmönch fast heilig.
Die Leute im Vorübergehn,
die bleiben hin und wieder stehn.
Die meisten haben's eilig.
Joachim Klinger
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