Ausstellung in Münster zeigt überraschende Parallelen
in den Werken von Picasso und Kirchner
Das Museum für Kunst und Kultur präsentiert erstmals
eine Schau zum Werk der beiden Ausnahmekünstler
Im Museum für Kunst und Kultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ist seit Freitag und bis zum 18. Januar 2026 die Ausstellung „Kirchner-Picasso“ zu sehen, die vom rauschenden Leben der Großstadt über die Intimität des Ateliers bis hin zur Stille der Berge ein weites Spektrum der beiden Maler zeigt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) und Pablo Picasso (1881-1973) Zeitzeugen einer neuen Epoche und erzählten in ihren Werken von Aufbruch, Krisen und Leidenschaft. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen doch einander an, daß das Museum beide gemeinsam unter seinem Dach zeigt. Die präsentierten 100 Werke aus bedeutenden europäischen Museen zeigen die Gemeinsamkeiten und Gegensätze von zwei der wichtigsten Künstler der Moderne.
Kirchner und Picasso wurden im Abstand von nur einem Jahr im deutschen Kaiserreich und in Spanien geboren. Unterschiedliche Wege führten sie an die Kunst heran. Gemeinsam war ihnen die Freude an Innovation, mit der sie ihren künstlerischen Ausdruck stetig neu erfanden, betonen die Kuratoren der Schau. Die öffnet mit den Biografien Kirchners und Picassos ein Fenster, welches das Leben der beiden Künstler nicht nur miteinander, sondern auch mit Geschehnissen der Zeitgeschichte verflicht. Zugleich werden beide Künstler in den größeren Zusammenhang des deutsch-französischen Künstleraustauschs gestellt.
Kirchner und Picasso zeigen in ihren Bildern Menschen in der Großstadt: beim Tanzen, Musizieren oder im Varieté. Es geht um Glanz, Tempo und Ekstase - aber auch um das harte Leben hinter den Kulissen, die Einsamkeit und Armut. Die Ausstellung erzählt von beidem - von der Faszination der Bühne und von dem, was dem Publikum verborgen bleibt. Zu sehen sind unter anderem die ausdrucksvollen Porträts beider Maler, vor allem die Bildnisse ihrer jeweiligen Lebenspartnerinnen. Auch das Motiv der Badenden, Symbol der Unbeschwertheit und des Lebensgenusses, bildet eine Konstante in den Werken beider Künstler. Ob im Atelier oder in der Natur - der Akt durchzieht das Werk sowohl Kirchners als auch Picassos. Der Anblick nackter Frauenkörper im Kontrast zu teils bekleideten Männern wirft Fragen nach dem Verhältnis zwischen Maler und Modell auf. Auch das Atelier selbst spielt eine wichtige Rolle in den Werken. Deutlich werde, daß es mehr war, als nur ein Arbeitsraum - hier entstanden berühmte Werke, hier wurde nachgedacht, gelebt und manchmal auch einfach gemeinsam Zeit verbracht.
Die Ausstellung beleuchtet weiterhin auch die Selbstinszenierung der beiden Künstler in ihren Bildern. Insbesondere Kirchner verewigte sich regelmäßig in Selbstporträts, die Auskunft über seine Lebenssituation zu verschiedenen Zeitpunkten geben. Das Leben als Künstler, aber auch sein persönliches Ringen mit der eigenen physischen und psychischen Gesundheit offenbaren sich in diesen Werken. Picasso hingegen nutzte die mythologische Figur des Minotaurus, um sich zu inszenieren und verstand es, sich in fotografischen Selbstporträts zu präsentieren. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kirchner-Museum im schweizerischen Davos, wo sie anschließend vom 15. Februar bis zum 3. Mai nächsten Jahres zu sehen sein wird. Die Ausstellung ist in Münster bis zum 18. Januar nächsten Jahres zu sehen und ist dienstags bis sonntags von 10-18 Uhr geöffnet.
Museum Kunst und Kultur
Domplatz 10 - 48143 Münster
Tel.: 0251 - 5907201
Weitere Informationen: www.lwl-museum-kunst-kultur.de
Redaktion: Frank Becker
|