Im frühen Licht
Wer zeigt sich da im frühen Licht
mit leichenblassem Angesicht,
fast wie ein heller Nebelstreif
und steht ganz still und steht ganz steif?
Wer schleicht da hinter Büschen grau,
benäßt von kühlem Morgentau,
verhüllt im schweren Havelock,
hält plötzlich an, steht wie ein Stock?
Wer schwankt heran, fast ein Gigant,
verharrt gebeugt am Ackerrand
und hebt den langen dürren Arm
zum Himmel und dem Krähenschwarm?
Vom nahen Dorfkrug gellt ein Schrei.
Drei Frauen eilen stracks herbei.
„Paul!“ schreit die eine, „oh, mein Hans!“
ruft Nummer zwei, die dritte: „Franz!“
Die ganze Nacht hindurchgezecht,
den Dreien ist entsetzlich schlecht.
Doch jede Frau greift ihren Mann,
so daß er heimwärts wanken kann.
Der Krähenschwarm steigt auf und kreist,
der Morgen riecht nach Himbeergeist.
Drei Männer sinken in ihr Bett
und schnarchen bald schon im Terzett.
Joachim Klinger
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