Der Charme der Form

Plastische Arbeiten Jean Dubuffets in Tony Craggs Wuppertaler Skulpturenpark "Waldfrieden"

von Frank Becker

Tour Ballerine und Anna-Katharina - Foto © Frank Becker
Der Charme der Form
 
Tony Cragg zeigt seit dem 15. Mai in seinem Skulpturenpark Arbeiten des französischen Künstlers Jean Dubuffet
 
Wuppertal. Wer seinen begehbaren Skulpturen schon einmal begegnet ist – die nächstliegende Gelegenheit findet sich in unseren Breiten mit dem „Jardin d´email“ bei Kröller-Müller im nahen Otterloo/NL – wird von der Üppigkeit der Phantasie Jean Dubuffets (1901-1985) und seinen eigenwilligen Formen und Strukturen begeistert sein. Als Maler des Informel hatte sich Dubuffet bereits einen großen, durch die Materialwahl eher düsteren Namen erworben, als er sich nach vielen Stilwechseln und schöpferischen Pausen, die mit künstlerischen Autodafés einher gingen, ab 1966 der skulpturalen Arbeit zuwandte.
 
Der Bildhauer Tony Cragg, designierter Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, präsentiert seit

Le Cosmorama IV - Foto © Frank Becker
Freitag in seinem Wuppertaler Skulpturenpark „Waldfrieden“ im Glaspavillon neun kleine und im Freien zwei große von über hundert Skulpturen aus dem Bestand der Pariser Fondation Dubuffet. Die Auswahl trafen Cragg und die Leiterin der Fondation, Sophie Webel. In diesen zauberhaften und verzaubernden Arbeiten zeigt Dubuffet mit leichter Hand und überbordender Formenlust einen Grenzbereich der bildenden Kunst, Seiltanz zwischen Skulptur, Architektur und Malerei. Malerei ja, denn die Objekte werden mal schwarz-weiß, mal Mondrian-bunt bemalt. Klassische Bildhauerei nein, betont Cragg, denn das Material wird nicht unmittelbar bearbeitet. Mit Draht aus dem „widerstandslosen“ (Cragg) Kunststoff Polystyren geschnitten, als Gips-Negativ abgegossen, mit Kunstharz ausgepinselt und mit Glasfaser-Matten ausgeklebt entsteht schließlich ein Polyester-Korpus, der im letzten Arbeitsgang bemalt wird.
 

Blick ins Chambre au lit - Foto © Frank Becker
Der Betrachter wird in die dreidimensionalen Arbeiten des Künstlers, der hier viel Humor, Charme und Freude am Gegenentwurf zur grausamen Häßlichkeit urbaner Stadtlandschaften zeigt, förmlich hineingesogen. Dubuffet hat „dem Absurden seiner Formen eine poetische Würde verliehen...“, sagte Lothar Günther Buchheim. Die Großprojekte sind so angelegt, daß sie begangen, erforscht werden sollen. Die in Wuppertal gezeigten kleinen Arbeiten können quasi als Entwürfe betrachtet werden, die in technischen Verfahren auf größere Dimensionen übertragen werden können. Hier wird der Blick ebenfalls nach innen gelenkt. In Craggs ideal in den traumhaft schönen Park eingefügten gläsernen Halle und zwischen dem üppigen Baumbestand u.a. alter Robinien finden Dubuffets Arbeiten das ideale Ambiente.
 
Die Ausstellung ist bis 27. September zu sehen (Di.-So. 10-18 Uhr).
Informationen im Internet unter: www.Skulpturenpark-Waldfrieden.de
Einen Artikel über den Skulpturenpark "Waldfrieden" finden sie hier:
www.musenblaetter.de


Tour ballerine - Foto © Frank Becker