Die Dame mit dem Hündchen

von Joachim Klinger

©Joachim Klinger
Die Dame mit dem Hündchen
(Szene aus einem Kurbad
des 19. Jahrhunderts)
 
Immer wenn die Sonne scheint,
geht die Dame mit dem Hündchen
- letzteres lang angeleint -­
in den Park ein Stündchen.
 
Dreimal geht sie um den Teich,
setzt sich dann ein Weilchen,
ißt dazu - schön butterweich ­
vom Konditor Teilchen.
 
Fast an jedem Baum und Pfahl
hebt der Hund sein Beinchen,
und beim alten Ehrenmal
sucht er sich ein Steinchen.
 
Manchmal nähert sich galant
ein Student mit Stöckchen.
Lächelnd reicht sie ihm die Hand,
und sie rafft ihr Röckchen.
 
Später gehen sie zu zweit
durch den Park ein Stückchen
in die grüne Dunkelheit
bei dem Tempelbrückchen.
 
Hündchen wartet treu und zahm
wohl ein Viertelstündchen.
Kommt die Dame tugendsam,
wischt sie sich ihr Mündchen.
 
Immer wenn die Sonne lacht,
geht die Dame mit dem Hündchen.
Stets die größte Freude macht
jenes Viertelstündchen.

Joachim Klinger


Zitiert aus Joachim Klingers Gedicht-Band „Palmströms Taschentuch und Korfs Galoschen“
Mit freundlicher Erlaubnis des Grupello Verlages (www.grupello.de)