Wohlbehagen für Auge und Gemüt

Der Maler und Galerist Gerd Wroblowski und der Bildhauer Eberhard Szejstecki zeigen neue Arbeiten

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
„Ich habe niemals Träume gemalt. Was ich dargestellt habe war meine Realität.“ 
Frida Kahlo
 
 
Schichtungen – Impressionen
 
Der Maler und Galerist Gerd Wroblowski
und der Bildhauer
Eberhard Szejstecki

zeigen
neue Arbeiten
Vernissage heute, 19.30 Uhr
 

Remscheid. Die neuen Arbeiten des Malers Gerd Wroblowski schlagen einen weiten Bogen über die Entwicklung des Künstlers, der schon vor vielen Jahren als Autodidakt seine Richtung gefunden, eine eigene Form- und Farbsprache entwickelt hat. Die Lust zu gestalten, ist Wroblowskis Antrieb, dem er mitunter in großen Serien ebenso lustvoll nachgibt wie der Auseinandersetzung mit dem einzelnen Bild. Meist bleiben seine Arbeiten ohne Titel. Der Ausdruck der von Gerd Wroblowski entsprechend der Stimmung gewählten Farben, die charaktervollen Strukturen wirken unmittelbar auf den Betrachter.
 
Die Phase der Beeinflussung von außen hat er lange hinter sich. Durchweg in Mischtechniken malt, spachtelt, collagiert Gerd Wroblowski in intensivem Arbeitsprozeß die kleinen und großen kraftvoll farbigen – nicht bunten! - Formate, zu denen er sich durch Flächen und Farben seiner Umwelt, durch Landschaftsformationen, maurische Architekturen, stille Mauern, Eindrücke auf Reisen anregen läßt. Er arbeitet auf Karton und auf Leinwand, mit Ölfarben und Sand, Stoff, Papier und Leim, Acryl, Tempera, Holz, Bedrucktem, Klebebildern und mit Lasuren. Schicht wird auf Schicht gelegt, Übermalungen und Überlagerungen führen auf den entscheidenden Moment zu, in dem er empfindet, daß das Bild fertig ist. Alles wird gleichberechtigter Bildbestandteil, „prägt die Komposition“, erklärt Wroblowski im Gespräch. Die Abwendung vom Gegenständlichen zeigt sich am deutlichsten an den „Rändern“ in den Übergängen zur Abstraktion, wo noch ein Baum, eine Mauer, eine Impression erkennbar ist, aber schon auf das jetzt sein Œuvre beherrschendes Formgefühl hingewiesen wird.
Wroblowski selbst dazu: „Meine Bilder sind immer Natur, wenn auch mein Verständnis der Natur mit den Jahren gereift ist, komplexer wurde. Am Anfang stehen die realistischen Landschaftsbilder - dann kommt allmählich die Befreiung - die Befreiung von der Statik und zugleich vom Zwang der realistischen Abbildung. Der Übergang zur Abstraktion erfolgt allmählich. Erst in der Abstraktion werden die Bilder ganz meine Landschaften.“

Saftige Farben

Die geradezu saftigen Farben, die in Gerd Wroblowskis jüngeres Werk den Weg gefunden haben,

Foto © Frank Becker
machen froh, geben ihre Lebensfreude und Heiterkeit an den Betrachter weiter. Das kräftige Tiefblau, das aus reinem Pigment zu bestehen scheint, die leuchtend signalroten Blickfänger, die ebenso wie die kräftig gelben Elemente beinahe zu pulsieren scheinen, das satte, ruhige Grün – sie lassen einen deutlichen Wandel gegenüber der letzten, vor fünf Jahren gezeigten Werkauswahl erkennen.
Nach seiner Methode, seiner Technik und Motiv-Findung befragt, erklärt Gerd Wroblowski, daß das Auge ununterbrochen arbeitet, Bilder formt und sie für eine spätere Umsetzung speichert. Gerd Wroblowski sagt nicht viel über sich selbst, doch seine wenigen Kommentare sind aussagekräftig genug – er spricht durch seine beredten Bilder, läßt sie für sich sprechen. Und das tun sie auch, denn so ungegenständlich sie beim ersten Blick wirken mögen, tatsächlich spiegeln sie Impressionen der Landschaften, die der Künstler auf Reisen durch Afrika und Südeuropa besucht hat, sind von den Elementen Luft und Wasser inspiriert, geben wieder, welche Strukturen und Brechungen das Auge in Geröll, Felsen, Bergen aufgenommen hat. In der Abstraktion finden sich die Charakterzüge der Landschaften wieder.

Wenig belebte Natur wird man in den vielen großen und kleinen Formaten finden, Gerd Wroblowskis Inspirationen kommen aus der pittoresken Stille eines verwitterten Felsblocks, einer sturmzerfetzten Plakatwand, einer Altersspuren zeigenden Haustür... Aus der wortlosen Zwiesprache mit den Materialien fließt der Bildgedanke, der Aufbau entsteht „mitunter über die Reflexion der benutzten Werkstoffe“. „Das Machen und das Finden stehen im Vordergrund“, beschreibt Wroblowski, zu dessen prägendsten Erfahrungen der persönliche Austausch mit Emil Schumacher gehört, einen der entscheidenden Aspekte seiner kreativen Arbeit. Das Finden, der Spaziergang des Auges über Flächen, Farben, Linienstrukturen wird auch zum erlebnisreichen und ergiebigen Prozeß für den Betrachter seiner Bilder.

Ansteckender Humor


Der Schämer - Foto © Frank Becker
Neben den Bildern Gerd Wroblowskis treffen die Besucher der Galerie auf eine Auswahl der humorvollen Plastiken des Bildhauers Eberhard Szejstecki, der mit kuriosen Konfrontationen, grotesken Geschichten und intelligenten Ironien, aber auch archaischen Formen ein unerhört witziges, zugleich beinahe philosophisches Universum erschließt.
Da begegnen wir Kamelen und Pferden aus Terrakotta, die spontane Assoziationen mit der Kunst der T´ang-Dynastie wecken, treffen wir den zauberhaften Schämer, den soliden Würfel-Hocker und den mutigen Springer aus Bronzeguß, grüßt die See mit Windstärke 8 und "Ein Schiff wird kommen" und wird verlegen ein Strauß Neurosen überreicht.
Eberhard Szejstecki arbeitet an seinen liebenswerten und originellen Kleinplastiken mit offenkundigem Spaß und einer soliden Ader für Ironie, wie der "Wand-Inspektor" tiefgründig belegt. Der springt unmittelbar auf den Betrachter über. Man kann getrost behaupten, daß seine "12 Köpfe", der "Denker" (der viel

Der Wand-Inspektor - Foto © Frank Becker
liebenswerter denklt als der von Rodin), die "Behüteten", die "Liebe zum Sport" und die "Kleine Nummer" und alle die anderen, die zwischen den ruhigen Bildern Gerd Wroblowskis wimmeln, glücklich machen.

Eine Doppelausstellung anläßlich der 10 Jahre, in denen sich die Galerie auf der Remscheider Alleestraße zu Institution entwickelt hat, die allemal auch einen zweiten Besuch wert ist.
Kunst-Etagen - Galerie Wroblowski - Alleestr. 71, 42853 Remscheid - 02191-25910

Im Internet: www.galerie-wroblowski.de