Sichtweisen

Ein Vernissagen-Eklat, ein schrecklich empörter Leserbrief, eine dritte Meinung und die Gegendarstellung des Galeristen

von HansPeter Nacke und Frank Becker
Zur Vorgeschichte: In einem Brief an eine Wuppertaler Lokalzeitung beklagt deren Leserin Marta Trager, daß ein Besucher der neu eröffneten Galerie Epikur bei der Vernissage mit Arbeiten des Malers Christian von Grumbkow am 28. Mai der Galerie verwiesen worden sei, nachdem er "versehentlich" ein teures Bild beschädigt hatte.  Was sie dabei besonders aufbringt, so schildert die Leserbriefschreiberin es, sei der Umstand, daß jener Gast "im übrigen ein bekannter Künstler aus Wuppertal...ein älterer Herr...der arme Delinquent" (...), "mit Schimpf und Schande" und unter "entwürdigenden Beschimpfungen" aus der Galerie entfernt worden sei.
Nun war ich selbst an jenem Abend Gast der gut besuchten Vernissage, bei der sich der Galerist HansPeter Nacke, ein durch und durch kultivierter Herr, als großzügiger und wie stets vornehmer Gastgeber gezeigt hat. Die üblichen Vernissagen-Nassauer nimmt er und nahm er auch am 28. Mai mit Humor und Freundlichkeit hin. Daß er (ich war bis zum Schluß da) jenen unachtsamen
Gast (ich selbst nenne dessen Verhalten rücksichts- und respektlos) beschimpft oder gar entwürdigt habe, kann ich nicht bestätigen. Herr Nacke hat die angenehme Atmosphäre des Abends keineswegs beschädigt. Das tat der achtlose Gast. Angesichts des Umstandes, daß der Besucher - soweit meine Informationen - sich sogar geweigert hat, den angerichteten Schaden über eine Versicherung oder sonstwie gutzumachen, bewundere ich die Langmut des Galeristen und des betroffenen Malers.

Frank Becker
Herausgeber der Musenblätter


Gegendarstellung

Zum Leserbrief von Frau Marta Trager
WZ vom 1. Juli 2010
 

Toleranz und Achtung voreinander sind Werte, die ich in über 30jähriger Galerie-Arbeit in Wuppertal als grundlegend erachte. Diese fordere ich von mir selbst und meinen Künstlern, aber auch von meinen Gästen, die ich zu meinen Ausstellungs-Eröffnungen einlade.
Leider kommen jedoch immer wieder Gäste in die Galerie, die neben der Kunst und Kultur auch meinen guten badischen Weißburgunder sehr schätzen, den wir für alle Besucher immer kostenlos einschenken. Hin und wieder überschätzen einige meiner Gäste ihre Alkohol-Verträglichkeit und es kommt zu peinlichen Aussetzern bis hin zu Beschädigungen. So auch in diesem Fall: ein sichtbar mit Katalogen und Magazinen bestücktes, niedriges Side-Board wurde von einem offensichtlich alkoholisierten Besucher als Sitzbank verkannt. Respekt vor der Kunst bedeutet meines Erachtens nicht, dass man sich mit vollem Körpereinsatz, das Gleichgewicht nicht mehr halten könnend, gegen ein Kunstwerk im Wert von fast 6000.- Euro lehnt und es dabei stark beschädigt.  Nach meinem vergeblichen Versuch, den Schaden versicherungstechnisch zu klären, erfolgte die in meinen Augen höfliche Aufforderung, meine Räume zu verlassen. Ein rationales Gespräch war aufgrund des alkoholisierten Zustandes des Gastes jedoch leider nicht mehr gegeben. Das beschädigte Gemälde musste in tagelanger Arbeit vom Künstler wieder hergestellt werden. 

Bislang habe ich Gäste, die sich übermäßig an meinen Weinbeständen laben, nicht aus dem Verteiler entfernt und folge auch weiterhin meinem Anliegen, Kunst öffentlich und somit allen Menschen zugänglich zu machen. Ich hoffe darauf, dass der Respekt auch in Zukunft gegenseitig bleibt. 

HansPeter Nacke
Galerie Epikur Wuppertal


Galerie Epikur Wuppertal
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42117 Wuppertal
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