Oh, wenn es doch immer so bliebe!

von Friedrich von Bodenstedt

Foto © Frank Becker

Gelb rollt mir zu Füßen der brausende Kur
Im tanzenden Wellengetriebe;
Hell lächelt die Sonne, mein Herz und die Flur –
Oh, wenn es doch immer so bliebe!
 
Rot funkelt im Glas der kachetische Wein,
Es füllt mir das Glas meine Liebe –
Und ich saug' mit dem Wein ihre Blicke ein –
Oh, wenn es doch immer so bliebe!
 
Die Sonne geht unter, schon dunkelt die Nacht,
Doch mein Herz gleicht dem Sterne der Liebe,
Flammt im tiefsten Dunkel in hellster Pracht –
Oh, wenn es doch immer so bliebe!
 
In das schwarze Meer deiner Augen rauscht
Der reißende Strom meiner Liebe;
Komm, Mädchen! Es dunkelt und niemand lauscht –
Oh, wenn es doch immer so bliebe!
 
 
Friedrich von Bodenstedt