Schnitzel
Stefan Otto und Dirk Michael Häger überzeugen
auch zehn Jahre nach der ersten Aufführung Regie: Hans Werner Otto - Choreographie: Bénédicte Billiet
Besetzung: Fellner (Stefan Otto) - Bösel (Dirk Michael Häger) Dem moderatem Feingeist Fellner, von der Freundin betrogen und in exotischen Träumen Halt suchend und dem desillusionierten, derben und von der Ehe verbitterten Bösel wird schließlich sogar der Gewinn der zarten Männerfreundschaft genommen, die zwar äußerlich polternd, aber doch ganz leise in dieser teils recht groben Groteske entsteht. Als sie erkennen, daß sie, so unterschiedlich sie auch sind, gut miteinander auskommen können, erkrankt Fellner an Krebs und stirbt wenig später in Bösels Armen. Stefan Otto und Dirk Michael Häger vermitteln Fellners vordergründig überlegene Heiterkeit und Bösels hinter aller Grobheit dann doch tiefe Rührung bewegend als Selbstschutz und geben dem Mitgefühl für zwei gequälte Seelen Raum. Mit einer Raga und einem Weißbier (hier kommt als Kellner kurz Regisseur Hans Werner Otto ins Bild) beginnt das sehr intime Kammerspiel, mit einer Raga und dem unerbittlichen Moment des Sterbens endet es. Dazwischen keimt in beiden die tragische Erkenntnis allein zu sein. Es liegt keine Hoffnung im Tod. Was in dem legendären Film von den Autoren Josef Hader und Alfred Dorfer verkörpert wird, leben (und sterben) Dirk Michael Häger und Stefan Otto hier auf der Bühne in gleich hoher Qualität. So kann und muß Theater sein - es soll uns mitnehmen. Ein Jammer, daß das (s.o.) quasi als ein Abgesang auf das traditionsreiche Wuppertaler Theater mit einer der letzten Veneigungen vor dem denkmalgeschützten Elberfelder Schauspielhaus in der kargen Atmosphäre von dessen mühsam am Leben erhaltenen Foyer stattfindet. Oder sollte da doch noch Hoffnung sein?
Angesichts solcher brillanter Leistungen - ich verweise ausdrücklich auch auf die "Caligula"- Premiere vom vergangenen Donnerstag - sollte sich jeder städtische Verantwortliche für die Wuppertaler Kultur sein Votum für die anstehende "Umnutzung" dieses wunderschönen Theaterhauses ordentlich überlegen. Wenn eine Stadt abgewirtschaftet hat, sollte das zuletzt die Kultur treffen. Nur die nämlich ist in der Lage, auch in Krisenzeiten den Bürgern Perspektiven zu bieten. Weitere Termine von "Indien ": 18.02.2011, 20:00 Uhr und 19.02.2011, 20:00 Uhr | Zusätzliche Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de |