Improvisierte Musik

Limpe Fuchs trifft Gorilla Moon & sonorfeo

von Friedrike Jensen

Von links: Matthias Nahmmacher, Limpe Fuchs,
Eugen Egner (Rückseite), Dietmar Wehr  -  Foto © David Zepter
Treffen der Generationen

Limpe Fuchs ist eine altgediente, dennoch enorm jung gebliebene Musikerin, die sich um Improvisation schon gekümmert hat, als die meisten der Musiker, die sich heute damit beschäftigen, noch recht jung waren und vielleicht Fahrräder repariert, Mofas frisiert und anderen Unfug getrieben haben. Nicht nur auf der Geige, sondern auch und viel beeindruckender noch auf selbstgebauten Instrumenten, ist sie in der Lage, Menschen in ihren Bann zu ziehen, sie in Welten zu locken, in die sie freiwillig vielleicht nie gegangen wären. In Köln traf sie am 17. Juni bei schönstem Wetter in einem Hinterhof der Lupusstraße auf Matthias Nahmmacher (Flöte), den Dichter Eugen Egner (E-Gitarre) und Dietmar Wehr (Kontrabaß). Diese drei verkörpern allein schon sehr unterschiedliche Welten. Matthias Nahmmacher, seit 1996 mit sonorfeo in unterschiedlichsten, immer erstklassigen Projekten unterwegs, steht für Musik, die es den Menschen nicht allzu schwer macht in die Welt der freien Improvisation einzutauchen, auch wenn diese dann oft recht komplex ist. Sinnliche Nachvollziehbarkeit ist sein Credo. Eugen Egner, vielen als Autor grotesker Geschichten und Hörspiele bekannt, spielt E-Gitarre wie, man es selten hört. Seine Ideenvielfalt und unvorhersehbaren Wendungen sind einfach so erstaunlich, daß man denken mag: so kann nur ein Dichter spielen. Mit Dietmar Wehr brachten die beiden einen in sich ruhenden Bassisten mit, dem das derzeit leider weit verbreitete Rumspielen auf seinem Instrument völlig fremd zu sein scheint. Wenn er einen Strang verfolgt, dann geht er bis zum Ende, gibt nicht vorher auf oder sucht den publikumswirksamen Notausgang.

So trafen also vier sehr eigenständige Musiker aufeinander und zauberten Klangwelten in den Hinterhof, die zwischen archaischen Gesängen und technisch-elektrischen Klängen alles hatten. Die quirlige Limpe Fuchs begann mit einem Solo, das einmal mehr ihre Idee von freier Musik beschwor, ideenreich, kurzweilig, sinnlich, dabei (scheinbar) völlig unspektakulär, ja bescheiden. In Duo, Trio und Quartett ging es weiter. Man war erstaunt, beinahe verblüfft, was die freie Musik alles zu bieten hat, was die jüngeren heute wagen, welche Ruhe zu erzeugen sie in der Lage sind. Selbst Limpe Fuchs war offensichtlich erstaunt über diese drei völlig eigenständigen, im Zusammenspiel innig verschmelzenden Musiker. Skurril war ein Text Egners ("Introduktion" aus "Die Durchführung des Luftraums", Verlag Zweitausendeins 2002), den Limpe Fuchs mit den drei Musikern spontan vertonte. Mindestens vier Proben, dachte man, müßte dieses völlig spontan gespielte Melodram gehabt haben. War aber (siehe oben) aus dem Augenblick geboren. Am Ende zauberten die vier zusammen mit einer Amsel, die schon während des gesamten Konzerts kommentierend eingegriffen hatte, eine Stille in den Hof, die noch Stunden so hätte weiter gehen können.

Weitere Informationen unter: www.limpefuchs.de  sowie unter www.musenblaetter.de