Musikstunde

Frühling läßt sein blaues Band... - Die Musik und das Frühjahr (Teil 2)

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Konrad Beikircher
Musikstunde
 

Frühling läßt sein blaues Band...
Die Musik und das Frühjahr
(Teil 2)



Jetzt hatten wir schon gedacht, es wär´ soweit, Fasteleer bei schönstem Wetterchen – die Narren und die Funken hat es sehr gefreut – aber schon wieder ist die Heizung aufgedreht. Nein, nix Köln, so gerne ich hier im Rheinland lebe, es ist nicht wirklich die Gegend, die für Frühling und wundervoll sprudelnde Gefühle steht. Nein! Wien heißt da das Zauberwort, Wiener Wald, Krapfenwaldl. Der Wiener hält es nicht mehr aus in der Stadt, er packt die Familie ein, zwei, drei Flascherln Wein und a bissl was zum Essn und los geht’s. Man fährt an der romantischen Wien entlang, schon hört man die ersten Vögel zwitschern, denen die Autofahrer versonnen lauschen...
 
„Hearst, wauns jetzt net a bissl Gas gibst, fahr i da dein Kofferraum platt...“
 
„Sie, pudeln Sie se net so auf, Herr, in mein Kofferraum hab i schon was dringhabt, do haben Sie no net amoi gwußt, was a Koffer is...“
 
„Daun wissenS sicher aa, daß des rechte Pedal, was Se untar die Füaß ham, des Gaspedal is, und waun Sie sich jetzt net glei mit eanare Quadratlatschen do drauf stöin, zaag i Ihnen, was a Koffer is, aber mittn ins Gsicht, Sie scheintota Kolbenfressa...“
 
„Wos is? Drohen woinS ma? Do passnS aber auf, was Se aunfaungan! Soichene wia Sie hab i scho aufgschriebn! HamS Urlaub in Kärntn gmacht, was? Am Grab vom Haider zwaastimmig brülln glernt, was? Dann schaunS, daß S do wieder hinfahrn, könnans Tschuschen anschrein oba net an anständign Weana!“
 
„Schatzi, host des gheart was si dea Gschearte derfrecht hat? Hoidns die Goschn oder i steck Eahna Sushi-Brettl in die Donau, damit die Ratzn wos zan Lochn hobm, und wos haaßt do iwahaupt ‘anständiga Weana’? Von soichene wia Sie die Öitern san jo scho Wochn fuarm Anschluß am Heldenplatz g’standn und ham Heil Hitler brüllt damits endlich aus dar Hüttn in der Gartenkolonie in a anständige Wohnung kemman!
Oba mir mitm Haider kumman! SanS froh, daß i heut so friedlich gstimmt bin, weil i als anständiga Famülienvotta mit die Meinign ins Krapfenwaldl fahr
Frühling feiern und mi gar net aufregn lassn wüü von so an Tschuschfressa...Is do wahr, Schatzi, kann i mir ja net gfalln lassn, und Ös dahintn: hoids die Pappn, hörts auf zan Lochn oder mir fahrn wieda zruck nach Ottakring, Saubagage, freche!“
 
 
Und wir sind immer noch im Frühling, der Jahreszeit, die uns anregt, revitalisiert, animiert, beflügelt und was weiß ich noch alles. Wobei ich hier auch mal sagen muß:
Sprechen Sie in gebundener Form? Ich meine nicht: gefesselt, wer spricht denn da schon, da schreit man höchstens "Hilfe" oder „Jaaa! Bitte!! Fester!!“ oder irgend so einen Blödsinn. Nein ich meine: in Gedichtform? Nein? Na also. Gedichte - was soll das? Ich hab da grad so eins vorliegen, weil: im Frühling laufen sie ja alle mit dem Steputat-Reimlexikon durch die Gegend, unbegreiflich, wo doch diese Jahreszeit im Grunde nur ein wirkliches Problem kennt: muß ich noch den Mantel anziehen oder kann ich schon so raus?  Und die Lösung ist immer: Gut, nehm ich den Mantel mit und tu ihn hinten ins Auto. Wehe aber, du ziehst ihn abends an! „Wie kannst du nur so einen zerknitterten Mantel anziehen? Männer! Unmöglich!“ Frauen also scheinen vom Frühling völlig unberührt zu sein, und für sie machen wir Männer dann auch noch Gedichte! Nächste Woche stelle ich Ihnen eins vor, freuen Sie sich schon mal auf einen ordentlichen Mörike-Verriß!
 
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 


© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2011
Redaktion: Frank Becker