Ghazal, Tarana und Na´at aus den Sufiana Qalam

Musik aus Indien/Pakistan beim "Klangkosmos"

von Frank Becker

Mir Mukhtiyar Ali - Foto © Frank Becker
Ghazal, Tarana und Na´at
aus den Sufiana Qalam
 
Musik aus Indien/Pakistan nahm
in eine schöne, fremde Welt mit
 
Remscheid. Ungefähr 5.600 Kilometer beträgt die Entfernung von Nordrhein-Westfalen in die Heimat des Sufi-Sängers und Harmonium-Spielers Mir Mukhtiyar Ali im pakistanisch-indischen Grenzgebiet Rajasthan, der im März im Rahmen der Reihe "Klangkosmos" u.a. in Köln, Münster, Bonn, Wuppertal und Remscheid gastierte. Er brachte gemeinsam mit dem Tabla-Spieler Debasish Battacharjee und dem Dolak-Spieler Fakru Deen traditionelle pakistanisch-indische Lieder der Sufiana Qalam mit, die für 75 Minuten ihre Zuhörer weit mit fort nahmen.
 
Blieben auch die Inhalte und Botschaften der vorgetragenen Lieder durch die unbekannte Sprache und die unverständlichen Erläuterungen (man schaffte es bei der in Remscheid vom WDR aufgezeichneten Veranstaltung nicht, das Mikrophon einzuschalten) überwiegend im Verborgenen, so war doch unschwer herauszuhören sowie der eindrucksvollen Gestik und der Sprache der Augen zu entnehmen, daß der Sänger leidenschaftlich das Lob eines Gottes sang. Seine Mimik zeigte Glück und Entrückung, wenn nicht gar Verzückung, ein hinreißendes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Nach einem fast 10-minütigen Solo zu Beginn fielen rhythmisch die traditionellen, mit den Fingern geschlagenen Tabla und Dolak in das Hamd, ein Lobpreis Gottes ein, steigerten nach weiteren fünf Minuten energisch das Tempo und ließen das erste Lied in einem furiosen Wirbel ausklingen.


v.l.: Debasish Battacharjee, Mir Mukhtiyar Ali, Fakru Deen - Foto © Frank Becker
 
Mir Mukhtiyar Ali gehört zu einer 26 Generationen alten sufistischen Glaubensbruderschaft, die auf den Mystiker Dschalai ad-Din Muhammad Rumi zurückgeführt wird. Der ekstatische Gesang und das Trommeln von Gazal, Tarana und Na´at, oft genial improvisiert, gehören zum Ritual der Annäherung an Gott – womit die Sufi in liberaler Öffnung alle Religionen meinen. Auch die folgenden, Toleranz zwischen Kasten und Religionen, Nationalitäten und Geschlechtern propagierenden Lieder ließen die Begeisterung spüren, mit der die Musiker ihr Werk tun. Im steten Augenkontakt mit dem stets freundlich lächelnden Tabla-Spieler als rhythmischem „Zuarbeiter“ und dem mit völlig unbewegter Miene, doch präzise und hochmusikalisch den Takt gebenden Dolak-Spieler übertrug Mir Mukhtiyar Ali unwiderstehlich die Stimmung der tief emotionalen, faszinierenden Musik auf das europäische Publikum.


Debasish Battacharjee - Foto © Frank Becker

Fakru Deen - Foto © Frank Becker
 




















Man mußte sich damit
bescheiden zu ahnen, daß es um das Lob Gottes, den Aufruf zur Gleichheit, die Verletzlichkeit des Menschen und seine Lebensphasen wie Geburt, Leben und Tod ging. Und man ließ sich vom Sermon und den elektronischen Loops des Harmoniums gerne mitnehmen - mitnehmen in eine fremde Kultur, die durch ihre faszinierende Musik so fremd gar nicht mehr erschien -, folgte der sich zum Himmel reckenden Hand und ihren offenen Gesten, dem temperamentvollen Gesang, dem Rhythmus von Tabla und Dolak.
 

v.l.: Debasish Battacharjee, Mir Mukhtiyar Ali, Fakru Deen - Foto © Frank Becker


Weitere Informationen unter: www.klangkosmos-nrw.de