Wochenend, Sonnenschein und Kunst im öffentlichen Raum

Mit dem Fahrrad um den Aa-See und zu "skulptur projekte münster 07"

von Johannes Vesper

Michael Asher, Caravan - Foto © Johannes Vesper

- skulptur projekte münster 07 -

Mit dem Fahrrad um den Aa-See


Bei schönem Wetter mit dem Fahrrad in Münster und rund um seinen Aa-See unterwegs zu sein, ist das reine Vergnügen im Sinne von „Wochenend und Sonnenschein“. Derzeit kommt es bei einem Ausflug dieser Art zusätzlich zum reinen Vergnügen zu Auseinandersetzungen mit ernster Kunst im öffentlichen Raum. 2007 gibt es wieder einmal das Skulptur-Projekt in Münster. Seit 1977 zum vierten Mal belebt derzeit eine Skulpturenausstellung das Münsteraner Stadtgebiet. 39 Skulpturen sind in Münster und Umgebung bereits von früheren Ausstellungen übrig geblieben. Der Verhübschung der Stadt dienen nicht alle Kunstwerke, sollen sie aber auch nicht.

Der Güllewagen am Aa-See von Tue Greenfort glänzt zwar in der Sonne und sprüht Wasser in den See, sein Sinn und Zweck ist aber kein ästhetischer, sondern ein umweltpolitischer. Bei 15.000


Tue Greenfort - Güllewagen - Foto © Johannes Vesper
Kühen und 85.000 wahren Schweinen im Münsterland ist das Problem der Gewässer- und Luftverschmutzung durch Gülle jedem Münsteraner geläufig. Der Künstler kommentiert mit seiner Güllewagen-Skulptur die hilflosen Versuche, die Wasserqualität des Aa-Sees zu verbessern, wobei aber keine richtige Gülle sondern Aa-Wasser versprüht wird. Dieser Gülle-Wagen kann natürlich nur am in korrekter Aussprache sinnstiftenden AA-See in Münster seine künstlerische Bedeutung entfalten. Die hohe Eibenhecke am See von Rosemarie Trockel bietet einen schönen, aber etwas  beengten Durchblick auf See und Hochhaus in der Stadt. Und da in Münster viele schöne Kirchen stehen, hat Guillaume Bijl noch eine weitere Kirche ausgegraben. Man schaut von oben in ein kleines Ausgrabungsfeld und sieht die Spitze des vom Künstler ausgegrabenen bzw. erfundenen Kirchturms.

Guillaume Bijl, "sorry "
Foto © Johannes Vesper
Der Besucher bedauert diese surrelastische Skulptur nicht so wie der Künstler, der seine Arbeit kommentierend „sorry“ meint sagen zu müssen. Vom Aussichtshügel aus hat man nicht nur den schönen Blick auf den  Kirchturm in der Erde, sondern auch auf  See, blühende Wiesen  und Bäume.

Sympathie erweckt Ilya Kabakov mit seinem Metallmast, auf dem sich oben in der Luft vor dem blauen Himmel ein feines Drahtgitter ausspannt. „Mein Lieber, du liegst im Gras, den Kopf im Nacken, um dich herum keine Menschenseele...“  - und schaut man nach oben, dann erkennt man die Schrift vor dem Himmel. Greifen keine Zecken an, können sich hier unter dem Mast schöne Zeiten ergeben.  Die künstliche Baustelle am Seeufer „Hier entsteht AaSpa, das Wellness-Bad am See“ mit einem Bagger, Containern und einem Stromverteiler wurde erst später als Kunstwerk zur Kenntnis genommen. Dieses Kunstwerk ist der Wirklichkeit so nah, daß der Besucher zunächst kopfschüttelnd  vorbeifährt und erst beim Studium der Ausstellungsmaterialien die wirklich störende Baustelle als Fiktion oder Kunstwerk identifiziert (Annette Wehrmann). Am Prinzipalmarkt  steht vor den historischen Fassaden eine Blume mit Blütenblättern aus halbierten Surfbrettern (Marko Lehanka). Der Blütenkelch ist ein Monitor mit Lautsprecher, über die von einem Computer generierte Kurzgeschichten erzählt werden, die alle tödlich enden. Gegenüber der Fülle der Werbung in den Straßen ist diese freundliche Skulptur mit ihren ernsten Texten ein echter Hingucker.


Marko Lehanka, Blume - Foto © Johannes Vesper

Insgesamt werden anläßlich des "Skulptur Projektes Münster 07" 34 Skulpturen gezeigt. Der kleine Führer ist ebenso informativ wie unübersichtlich und erfordert einen Kaffee im Sitzen zur Orientierung. Wer dann wenig Zeit hat, besucht den Roman de Munster (Münster-Roman) von Dominique Gonzalez-Förster, die auf der Wiese am Kanonengraben eine Auswahl der ausgestellten Skulpturen en Miniature im Maßstab 1:4 zur Originalgröße zeigt. Aber eine Fahrradtour durch Münster und auch um den Aa-See bei schönem Wetter ist immer schön und zu empfehlen. Mit einem Hinweis auf den Text in der Blume Lehankas am Prinzipalmarkt endet diese Empfehlung.

© Johannes Vesper 2007


Die skulptur projekte münster 07 finden noch bis zum 30. September parallel zur documenta in Kassel statt. Sie prägen über 100 Tage unmittelbar Stadt und Region. 1997 kamen mehr als 500.000 Besucher nach Münster, um die Arbeiten von Künstlern aus 25 Ländern kennenzulernen. Die Erwartungen für 2007 sind ähnlich hoch gesteckt.

Anreise

Bus und Bahn: Das Landesmuseum befindet sich im Zentrum der Stadt am Domplatz, und ist ab Münster (Westf.) Hauptbahnhof mit den Stadtbuslinien 1, 2, 5, 10, 11, 12, 13, 14, 20, 22 (bis Haltestelle Domplatz) in wenigen Minuten zu erreichen.

Von Kassel nach Münster: Von Kassel Hautbahnhof nach Münster (Westf.) Hauptbahnhof verkehrt ab 7.58 Uhr bis 19.58 Uhr zweistündig ein Regionalexpress mit Umsteigehalt in Warburg (Westf.) Von Kassel Wilhelmshöhe nach Münster (Westf.) Hauptbahnhof verkehrt ab 9:01 Uhr bis 19:01 Uhr zweistündig (außer 13:01 Uhr) ein InterCity mit Umsteigehalt in Hamm (Westf.)

Flugzeug: Ab Flughafen Münster/Osnabrück mit den Buslinien S50 und R51 bis Münster (Westf.) Hauptbahnhof. Weiter mit den Stadtbuslinien (s.o.) bis Haltestelle Domplatz

Pkw: Beschilderung Münster Zentrum/Domplatz folgen. Parkmöglichkeiten gibt es im Parkhaus Ägidiimarkt und am Domplatz

 

Übernachten

Hotel buchen über MÜNSTER MARKETING
Tel +49 (0)251/492-2726
tourismus@stadt-muenster.de


Im Fahrradverleih der skulptur projekte 07 besteht die Möglichkeit, Fahrräder zu mieten um Stadt und Projekte mit dem Rad zu erkunden.
Am LWL-Landesmuseum, Domplatz 10
Tel.: 0178 - 61 67 971
Öffnungszeiten: 10.00-22.00
Mietpreise: ganzer Tag 10 €, vier Stunden 5 €

Weitere Informationen unter: www.skulptur-projekte.de/information/ausstellung/

Redaktion: Frank Becker