Schusterplatz am Samstag

von Andreas Greve

Foto © Frank Becker


Schusterplatz am Samstag
 
Ein kleiner Özil bolzt mit einem Jungen.
Ein Vater kaut Lakritz mit seinem Kind.
Die große Schwester schiebt ganz ungezwungen
die Jüngste dahin, wo die Schaukeln sind.
 
Die Häuser stehen hinter hohen Bäumen.
Die Pracht entspringt aus dichten Kronen,
die im Quadrat den schlichten Platz umsäumen.
 
Der Kiosk brüht den Kaffee ohne Warten
Die gelbe Post verteilt die Samstagsbriefe.
Ein Dichter schreibt Gedankliches  auf Karten,
so wie er aussieht, denkt er in die Tiefe.
Ein fernes Auto hustet kurz beim Starten.
 
Es ist so friedlich, gänzlich ohne Eile.
In Platzes Mitte steht ein Baum für sich.
Der Dichter schließt ergriffen mit der Zeile:
„Ich traf Dich nicht, auch nicht vor einer Weile.
Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich kenn Dich nicht“.
 
 
Andreas Greve