Paradies für Augen und Seele

Ein Besuch im Museum Insel Hombroich

von Frank Becker
Heerich "Turm" Foto © Frank Becker
Museumsinsel Hombroich bei Neuss

 
Ein Paradies für Auge und Seele

Wer seinen Wagen abgestellt und durch das schlichte Ein­gangsgebäude die Museumsinsel Hombroich betreten hat, spürt nahezu unmittelbar, wie Alltag, Ärger, Hektik von ihm ab­fallen. Man läßt hinter sich, was drängt und belastet. Hombroich ist eine andere, eine ausgleichende Welt - gar nicht weit entfernt und doch wie auf einem anderen Plane­ten.
Die Geschichte der „Insel“ – die ja eigentlich keine ist, sondern durch ihren geschlossenen Charakter in einer Erftschleife nur wie eine wirkt - ist bis zur Elberfelder Industri­ellenfamilie de Weerth zurück zu verfolgen, die um 1820 Hombroich als Landsitz erwarb. Verschiedene Male wechselten Insel und Landgut den Besitzer. Seit 1982 der Kunstmäzen Karl-Heinrich Müller die von der Erft bei Neuss-Holzheim umflossene Insel erworben und in den folgenden Jahren mit Hilfe des Architekten Erwin Heerich und der Gartenbauarchitekten Bern­hard Korte zu einem Hort der Ästhetik und Ruhe gestaltet hat, ist dort eine unvergleichliche Perle im Reigen der bedeuten­den Kunstmuseen entstanden.


Foto © Frank Becker
Eingefügt in die renaturierte niederrheinische Auenlandschaft mit Wasserläufen, Sumpf und Kopfweiden entstand zu den be­reits vorhandenen alten Gebäuden eine ausgewogene Zahl von archaisch wirkenden, künstlerisch aufregend konzipierten Ausstellungs- und Meditationsgebäuden, die Werke namhafter Künstler wie Yves Klein, Lovis Corinth, William Calder oder Kurt Schwitters ebenso zeigen wie Funde aus der Khmer-Kultur, afrikanische Holzplastiken, peruanische Federkleider und Keramik der chinesischen Han- und T'ang-Zeit. Oder sie ent­halten nichts, wie Heerichs „Turm“, der Graubner-Pavillon oder der Tadeusz-Pavillon, sind nur sie selbst, Architektur pur, wirksam durch bestechende Form, bezauberndes Licht, traumhafte Akustik und meditativen Ausblick.

Ein Spaziergang über die Insel führt durch verwunschene Parks und Wäldchen, über schmale Brücken, vorbei an monumentalen Arbeiten des Bildhauers Anatol Herzfeld und an Teichen voller

Foto © Frank Becker
quakender Frösche, Sumpfdotterblumen und Wasserlinse. Viele Arten von Wild- und Kulturblumen blühen verschwenderisch: Königskerze und Iris, Wiesenraute und Akelei, Trollblume und Pfingstrose - ein Paradies, das man mit allen Sinnen er-lebt.

Zarte Aquarelle von Paul Cezanne und Radierungen Rembrandts beißen sich nicht mit Anatols rostenden „Wächtern“, Skizzen von Klimt und Brancusi erweisen ihr Recht neben Gotthard Graubners wundervollen „Farbraumkörpern“.
Im Herzen der weitläufigen Anlage, in der man namentlich „unter der Woche“ stundenlang fast ungestört spazieren und schauen kann, gibt es eine geräumige, lichtdurchflutete Cafe­teria, in der man sich - im Eintrittspreis enthalten - mit Kaffee und Mineralwasser erfrischen und mit handfesten Spei­sen wie Pellkartoffeln, hartgekochten Eiern, Graubrot und Pflaumenmus stärken kann. Als Konzept bestechend und einmalig wie die ganze Anlage.
Kröller-Müller in Otterloo/NL und Louisiana in Humlebaek/DK vereinen mit ihren einmaligen Sammlungen ebenfalls Kunst und Natur, doch alleine Hombroich hat sich seine unverfälschte Natürlichkeit inmitten einer urwüchsig anmutenden Natur auf großem Areal bewahrt. Der Charme liegt in der Einfachheit, der Pflege, die sich nicht zu erkennen gibt, der Kunst „pa­rallel zur Natur“. Jeder Besuch dort bedeutet neuen Gewinn - je öfter man hingeht, desto mehr senkt sich Hombroich wohl­tuend ins Herz - eine Therapie ohne Therapeuten.

Die Museumsinsel Hombroich ist täglich vom 1. April bis 30. Septem­ber von 10-19 Uhr, vom 1.-31. Oktober 10-18 Uhr und 1. November bis 31. März  10-17 Uhrgeöffnet. Der Eintrittspreis staffelt sich von 5,- bis 15,- €. Für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Festes Schuhwerk wird empfohlen, Hunde können nicht mitgenommen werden.

Graubner-Pavillon - Foto © Frank Becker
Von Düsseldorf und Neuss aus kann man mit dem Bus hinfahren, Autofahrer nehmen die A 57 bis zur Ausfahrt Neuss-Reuschenberg oder die A 46 bis Grevenbroich-Kapellen und folgen den braunen Hinweisschildern.

Stiftung Insel Hombroich - »Kunst parallel zur Natur«
Minkel 2 - 41472 Neuss-Holzheim – Telefon: 02182-2094

Weitere Informationen unter: www.inselhombroich.de