Guitarrissimo!

Stars aus Klassik und Jazz beim Bergischen Gitarren-Festival

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Blues-Break und
brillante Saitenspiele
 
Club Stimmung mit der
Breakdown Blues Band
und
ein funkelnder musikalischer Kosmos
beim Konzert der Stars der
„Guitar Night“
 
Seit 28 Jahren machen sie zusammen Blues-Musik, doch zum ersten Mal waren sie am vergangenen Donnerstag zu Gast beim Bergischen Gitarren-Festival in der Akademie Remscheid: Jörn Frederik Klein (Gesang, Gitarre, Harp), Manuel Marcos (Gitarren), Willi Müller (Bass), Michael Bielecke (Keyboards) und Peter Even  (Schlagzeug) – die Breakdown Blues Band aus dem oberbergischen Gummersbach. In klassischer Besetzung und mit großem Repertoire traten die fünf vor kundigem Publikum an, denn wer während des Festivals in die Akademie kommt, ist vom Fach. Als Aktivposten erwiesen sich vor allem Jörn Kleins gehaltvolle, schwarze Stimme, Willi Müllers dezent wummernde Basslinien und allen voran Manuel Marcos´ herausragende Soli an der Fender Stratocaster und seiner Gibson SG. Hier horchten dann auch die ein wenig zurückhaltend wirkenden Zuhörer in der intimen Kellerbar der Akademie auf und ließen sich zu gelegentlichem Zwischenapplaus hinreißen. „Heavy Love“ der großartige Kompromiß Buddy Guys zum Electric Blues, Brook Bentons 1960er Hit „Kiddio“ und der Fußwipper „Count on me“ waren nur einige der fast 20

Gerhard Reichenbach - Foto © Frank Becker
Titel, welche die Breakdown Blues Band mitgebracht hatte, trotz kleinerer Probleme mit der Tontechnik wurden sie ansprechend und mit angenehm gedämpftem Temperament gegeben. Da gefielen besonders die kunstvoll schleppenden Lines.
Wenn auch die Interpretation des John Lennon-Hits „Come Together“ nach eigenwilligem Ansatz vor dem fast schwebendem Hintergrund der Keyboards mehr oder weniger mißlang, machten doch andere, wie z.B. „Ain´t no love“ mit einem feinen, unter die Haut gehenden Solo von Manuel Marcos und der Stimme von Jörn Klein, diesmal ganz nah bei Joe Cocker, oder „Four full seasons of love“ mit angezogenem Tempo das leicht wieder wett. Eine gute Idee der Veranstalter, ein solches entschleunigtes Blues-Intermezzo in ihr Bergisches Gitarren-Festival einzubinden. Gerne 2013 wieder.
 
Stars bei der Guitar Night
 
Nach diesem Blues-Intermezzo bot, schon traditionell hochkarätig besetzt, auch in diesem Jahr das Spitzenkonzert des Bergischen Gitarrenfestivals im vollbesetzten Auditorium der Akademie am Freitagabend nationale und internationale Stars auf. Dieter Kreidler und Alfred Eickholt, die schon seit Jahrzehnten als Organisatoren hinter der alljährlich im Januar veranstalteten Lehr- und Veranstaltungsreihe stehen, zeigten erneut Geschick in der Auswahl ihrer Stargäste Gerhard Reichenbach, Ensemble Saitenwind, Goran Krivokapic und als abschließendes Crossover das Duo Adam & Sabine (Adam Rafferty, Gitarre und Sabine Kühlich, Gesang).

Gerhard Reichenbach eröffnete den phantastischen Reigen mit einem besinnlich-zarten Präludium in F-Dur und einer zierlichen Sarabande in F, einem wahren Seelenfutter in drei Sätzen, beides von Johann Sebastian Bach. Federleicht gingen Reichenbach auch die mit Schwierigkeiten gespickten Rossiniana von Mauro Giuliani von den Händen, ein bejubelter erster Höhepunkt des Abends.

Ensemble Saitenwind - Foto © Frank Becker
Das heimische, doch weit über die Region bekannte Ensemble Saitenwind mit den Gitarristen Marco Schmidt und Oliver Gier sowie den Flötistinnen Astrid Ruckebier und Katja Machan-Gier wartete zunächst mit den Tänzen aus Benjamin Brittens Oper „Gloriana“ op. 53. auf. Mal gemessen im Tempo, dann schnell, mit Piccolo und Handtrommel, schließlich feierlich und mit dumpfem Rhythmus ließ die 1953 zur Krönung Elisabeths II. uraufgeführte archaisierende Musik royale Atmosphäre einkehren. Daß die Blockflöte zu mehr als Adventsliedern taugt, wissen wir spätestens seit Nadja Schubert. Mit Jim Stringers „Goodbye Geordie“ trat Saitenwind erneut den Beweis an. Ein vertrackter Brocken ist „Dragon Seed“ des Australiers Nicholas Ng, ein Epos mit historischen chinesischen Bezügen. Das Ensemble erwies sich dem als gewachsen. Mit John Barrys „James Bond Theme“ (beeindruckend der Klang der Baß-Blockflöte) und dem Gassenhauer „Jamaican Rumba“ von Arthur Benjamin aus dem Jahr 1934 ging es beschwingt in die verdiente Pause.

Goran Krivokapic - Foto © Frank Becker

Zum Träumen schön und zur tieferen Versenkung bot zum Beginn der zweiten Konzert-Session der international gefragte und vielfach ausgezeichnete Gitarrist Goran Krivokapic aus Belgrad anschließend virtuos die Bearbeitung einer Flötensonate von J.Chr. Bach. Mit kultiviertem Spiel zeigte er subtilste Fingerarbeit auch bei Franz Werthmüllers „Variationen“ und riß schließlich mit zwei ausgewählten Sätzen unterschiedlicher Tempi aus einer Sonate des Spaniers Antonio José das fachkundige Publikum zu tosendem Applaus hin. Ein Hochgenuß!

Jazz, Pop und Latin rundeten den Abend: Fingerstyle-Weltstar Adam Rafferty und die 2008 in Montreux als weltbeste Nachwuchs-Jazzsängerin gekrönte Sabine Kühlich (auch am Altsaxophon überzeugend), seit Jahren ein kreatives Team, sorgten u.a. mit Joao Gilbertos „So danco Samba“, „Via con me“ von Paolo Conte, Paul Simons „50 Ways to Leave Your Lover“, Michael Jacksons „Billy Jean“, dem Jazz-Standard „You stepped out of a Dream“, funky mit Chaka Khans „Ain´t nobody…“ und Rafferty solo mit Herbie Hancocks „Communion“ für den populären Abschluß eines gelungenen vierstündigen Abends.


Das Gitarrenfestival 2013 wird bereits geplant.


 
Sabine Kühlich / Adam Rafferty - Foto © Frank Becker

Informationen auch unter: www.bergisches-gitarrenfestival.de