Lieblingsplätze

Sonja Ullrich - "Ruhrgebiet - 66 Lieblingsplätze und 11 Seen"

von Jürgen Kasten/Bec.
66 Lieblingsplätze…
 
Ich kenne noch das Ruhrgebiet mit Wäsche auf der Leine, die nach dem Trocknen schmutziger war, als vor dem Waschen. Die Zeche stand nur 100 Meter neben unserem Haus. Die Zechen stehen überwiegend heute noch, zu mindestens aber ihre Fördertürme und die Halden, auf denen der Abraum zu gewaltigen Bergen aufgetürmt wurde. Von den vielen Hundert Bergwerken sind nur noch drei in Betrieb und auch die stehen 2012 und 2018 vor der Schließung, schreibt Sonja Ullrich, die Autorin dieses kompakten Reiseführers durch diese immer grüner werdende Region.
 
Sie stellt uns das Ruhrgebiet wie einen riesigen Freizeitpark vor. Ein Ruhrgebiet, zu dem 53 Städte gehören, drei Nebenflüsse des Rheins und mehr als fünf Millionen Einwohner. Das ist ein Gebiet, das ich mir seit meinem Wegzug vor einigen Jahrzehnten jetzt wieder neu erschließe.
Das von Sonja Ullrich vorgelegte Buch der Reihe „Lieblingsplätze“ im Gmeiner Verlag – sie ist Jahrgang 1977 und kennt das alte Ruhrgebiet gar nicht mehr – ist dabei dennoch ein hervorragender Ratgeber und Wegweiser. 66 Lieblingsplätze und 11 Seen stellt sie vor. Man möchte sich sofort auf die Erkundungsreise machen, so pointiert und überzeugend schildert sie die ausgesuchten Orte. Und tatsächlich hat fast jeder Ort Außergewöhnliches zu bieten: Essen, Witten, Hagen, Lünen, Gelsenkirchen, Mülheim, Waltrop, Rheinberg, Hattingen, Herten und Bergkamen, alles Städte, deren Namen bis heute untrennbar mit Bergbau und Stahlindustrie verbunden sind.
 
Seien es im Nordwesten die alte Römerstadt Xanten, Rheinberg oder Moers am Niederrhein mit ausgedehnten Rad- und Wanderwegen, mit Klöstern, Dom, Archäologischem Park oder Städte entlang der Lippe im Nordosten. Dort, in Hamm, steht zum Beispiel der Sri Kamadchi Ampal Tempel, der größte hinduistische Tempel in Europa. Zum jährlichen Tempelfest reisen bis zu 20.000 Gläubige aus aller Welt an. Zu übrigen Zeiten sind Besucher jederzeit willkommen.
Entlang der Emscher sind die nächsten Höhenpunkte aufgelistet. Herausgegriffen sei die Halde Haniel in Bottrop mit ihrem Amphitheater und den Tótems des spanischen Künstlers Ibarrolla, die auch in Wim Wenders Film „Pina“ zur Geltung kamen. Sogar der Papst war schon dort, um ein von Auszubildenden der Zeche Haniel gefertigtes Kreuz zu weihen.
 
Der letzte Abschnitt des Buches widmet sich der Ost-West-Strecke Unna-Dortmund-Bochum-Oberhausen entlang der Ruhr. Der Landschaftspark und der Innenhafen Duisburg im Westen werden neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Die ausgezeichneten Fotografien, die jeden Abschnitt begleiten, stammen von verschiedenen Fotografen, Veranstaltern oder Presseämtern der Städte.
Ein unterhaltsames und sehr informatives Buch, das auch nicht vergißt, einfachere Raststationen und Gourmetrestaurants aufzulisten. Wer nähere Informationen wünscht, findet dazu Internetadressen und Anschriften in jedem Kapitel.
 
Die in Lünen geborene Tochter eines Bergmanns Sonja Ullrich ist ein echtes Kind des Ruhrgebietes. Sie lebt mit ihrer Familie in Bochum.
 
Sonja Ullrich – „Ruhrgebiet, 66 Lieblingsplätze und 11 Seen“
© 2011 Gmeiner Verlag GmbH, Paperback, 190 Seiten, Namens- und Stichwort-Index, eine Übersichtskarte - ISBN: 978-3-8392-1164-9,
€ 14,90
 
In der Reihe „Lieblingsplätze“ sind 18 weitere Bände zu Städten und Landschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz erschienen.
 
 
Redaktion: Frank Becker