| Die gestörte Versammlung (Edward Gorey zum Gedächtnis)
 
 Die verkommene Socke,die nicht zum Waschkorb kam,
 die erblondete Locke
 vom weichen Spalt der Scham,
 die versilberte Tafelglocke
 aus nutzlosem Nachlaßkram.
 
 Sie alle waren versammeltin stürmischer, finsterer Nacht.
 Die Socke, schon ziemlich vergammelt,
 hat hinterhältig gelacht.
 Die Locke hat ängstlich gestammelt:
 "Ich habe doch gar nichts gemacht."
 
 Im Saal rief das Tafelglöckchen: "Kommt her! Der Tisch ist gedeckt!"
 Da raffte doch wer sein Röckchen
 und hat mit Federn geneckt.
 Da schlug auch wer mit dem Stöckchen
 und hat das Tischtuch versteckt.
 
 Im Schlafgemach aber des Grafenlag auf dem Bett nur ein Hund.
 Der konnte vor Schmerzen nicht schlafen,
 so schlimm war sein Muskelschwund.
 Die sich im Schloß heimlich trafen,
 die hielten nun schüchtern den Mund.
 
 Da hörte man strenge Schritte. Nun nahte der Graf, dieser Schuft.
 Einst aus seines Lebens Mitte
 fuhr er hinab in die Gruft.
 Und jede Nacht unerbittlich
 spukt er im verdunkelten Schloss.
 Ansonsten lebt es sich sittlich
 vom Keller zum Dachgeschoß.
 Joachim Klinger
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