„Hej rup! Die Tschechische Avantgarde“

Ausstellung im Bröhan-Museum, Berlin

Red.

Karel Teige (Typografie), Karel Paspa (Fotografie), Vítězslav
Nezval (Text), Milča Mayerová (Tanz), Buchstabe E aus dem
„Abeceda“, 1926, Museum der tschechischen Literatur, Prag
„Hej rup! Die Tschechische Avantgarde“
 
Ausstellung vom 12. Oktober 2023 bis 3. März 2024 
im Bröhan-Museum, Berlin
 
1918 bildete sich ein neuer demokratischer Staat in Europa: die Tschechoslowakei. Schnell machte sich in den Folgejahren eine allgemeine Aufbruchsstimmung breit: Künstlerinnen und Künstler nahezu aller Bereiche entwickelten visionäre Ideen, die sie aufgrund des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs auch umsetzen konnten.
 
Mit der Ausstellung widmet sich das Bröhan-Museum den vielfältigen Stimmen der tschechischen Avantgarde-Bewegung, die die Republik zwischen 1918 und 1938 zu einem Schmelztiegel europäischer Ideen werden ließen. Der Ausruf „Hej rup!” (deutsch: „Auf geht’s!”) steht dabei programmatisch für den Tatendrang, der den neuen Staat in dieser Periode prägte und vielen Menschen – vom Arbeiter bis hin zum Dichter – das Gefühl von Neuerung versprach. Zahlreiche Gruppierungen prägten die vielschichtige und keinesfalls stringente Kulturszene und entwickelten in Architektur und Bildender Kunst, Design, Fotografie, Literatur, Theater und Film visionäre Ideen.
 
In einer Mischung aus der Suche nach einer eigenen Identität für die neue Republik und dem Dialog mit den künstlerischen und gestalterischen Strömungen vor allem Frankreichs und Deutschlands entwickelte sich die tschechische Avantgarde. In den Zentren Prag und Brünn, aber auch im ostmährischen Zlin kamen Künstler und Gestalter zu ganz eigenen Spitzenleistungen der Avantgarde. Die Kunst ist dabei primär von Frankreich und dem Kubismus und dem Surrealismus beeinflusst, während in Architektur und Design der Blick Richtung deutsche Moderne ging. Einzigartig ist die besonders enge Zusammenarbeit von Literatur, Design, Architektur, Theater, Fotografie, Film und Musik. Dem Schriftsteller, Grafikdesigner, Künstler und Theoretiker Karel Teige kommt dabei die besondere Rolle des Vermittlers zu, der für die tschechische Avantgarde auch den Begriff Poetismus prägte. Mit dem Münchner Abkommen 1938 und der anschließenden Zerschlagung der Tschechoslowakei endete diese Blütezeit abrupt. Viele Kunsttätige, nicht nur jene, die laute Kritik an der nationalsozialistischen Politik geübt hatten, wurden verfolgt und ermordet.
 

František Janoušek, Pilger, 1935, Kunsthalle Praha


     
Ladislav Sutnar, Teeservice, 1928, Ausführung: EPIAG (Erste Porzellan-Industrie AG), Loket, Bröhan-Museum, Berlin, 
Foto: Colya Zucker


Die Ausstellung im Bröhan-Museum gibt einen Überblick der wichtigsten Strömungen der tschechischen Avantgarde. Ausgehend vom Kubismus und dem Surrealismus über Architektur, Möbeldesign und Fotografie wird die lebendige tschechische Kunst- und Designgeschichte vermittelt. Anhand von über 300 Gemälden, Grafiken, Collagen, Skulpturen und Fotografien, darunter zahlreiche Leihgaben, zeigt die Ausstellung den tschechischen Beitrag zur europäischen Moderne.
 

Karel Teige, Collage No. 142, 1940, Museum der tschechischen Literatur, Prag


Josef Místecký, Teppich aus der Villa Místecký in Poličná, 1931, galerie ulrich fiedler, Berlin

Kuratoren der Ausstellung: Dr. Tobias Hoffmann, Julia Meyer-Brehm M.A.
Medienpartner: Wall GmbH, rbb Kultur, rbb24 Inforadio, tip, Exberliner, Dinamix
 
 
Programm zur Ausstellung
 
Klein-Berlin in Groß-Prag“. Deutschsprachige Architekten im Prag der Zwischenkriegszeit.
Buchvorstellung mit Lenka Kerdová
Mi, 8.11., 18 Uhr, Anmeldung nicht erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl, Eintritt frei. Besucher der Veranstaltung haben von 17–18 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung.
 
„European Architect Bohuslav Fuchs“ (CZ 2016, 57 min., OmeU, Regie: Pavel Jirásek).
Filmvorführung mit Gespräch im Anschluss
Mi, 29.11., 18 Uhr, Anmeldung nicht erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl, Eintritt frei. Besucher der Veranstaltung haben von 17–18 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung.
 
„Ein Fest der Analogien. TOYEN im Rückspiegel“
Vortrag von Dr. Annabelle Görgen-Lammers (Hamburger Kunsthalle)
Do, 18.1., 18 Uhr, Anmeldung nicht erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl, Eintritt frei. Besucher der Veranstaltung haben von 17–18 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung.
 
„Golem, Schwejk und „K“ (Kafka). Eine kritische Ideengeschichte der tschechischen Moderne“
Vortrag von Dr. Miroslav Halák (Österreichische Galerie Belvedere)
Do, 29.2., 18 Uhr, Anmeldung nicht erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl, Eintritt frei. Besucher der Veranstaltung haben von 17–18 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung.
 

Werkentwurf, Servierwagen, um 1935, Ausführung: unbekannt, Private Collection NL,
Foto: Martin Adam, Berlin


Kostenlose öffentliche Führungen (zzgl. Museumseintritt)
an jedem Samstag, 15 Uhr, Anmeldung nicht erforderlich.
 

Metallmöbelfabrik Robert Slezák, Bystřice pod Hostýnem (Ausfürhrung),
Werkentwurf, Stehleuchte mit Tisch, ursprünglich mit Stoffschirm, um 1930,
Bröhan-Museum, Berlin
Digitale Kuratorenführung
Am Do, 12.10., 18 Uhr, findet eine Live-Tour auf Instagram @broehan-museum statt.
 
Atelier Avantgarde
Druck- und Collageatelier in der Ausstellung zum Mitmachen.
Mit Stempeln, Buchstaben und Linien kann ein eigenes avantgardistisches Kunstwerk gestaltet werden.
 
Fortbildung für Lehrkräfte
Fr, 10.11., 16–18 Uhr. Nach einer exklusiven Führung durch die Ausstellung wird das Vermittlungsprogramm für Schulklassen vorgestellt. Anmeldung erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl. Weitere Infos unter: www.broehan-museum.de/vermittlung
 
Programm für Schulklassen
Im Rahmen der Ausstellung bieten wir Programme für Schulklassen an. Weitere Infos: www.broehan-museum.de/vermittlung
 
Winterferien im Bröhan-Museum
Mo–Do, 5.–8.2., 10–15 Uhr. Für Kinder von 8–12 Jahren, Buchung unter www.jugend-im-museum.de
 
Kostenlose „Familiensonntage“
Jeden 3. Sonntag im Monat, 11 Uhr, für Kinder (5–12 Jahre) und ihre Familien, 90 min.
Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich unter: vermittlung@broehan-museum.de, Tel: 030/32 69 06 25
 
Aktuelle Informationen zum Begleitprogramm sowie digitale Angebote unter www.broehan-museum.de
 
Alle Veranstaltungen finden im Bröhan-Museum statt. Die Termine am 8.11., 29.11., 18.1. und 29.2. sind eine Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum Berlin.